Experte Peters vermisst «mentale Stärke» bei deutschen Teams

Der frühere Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters sieht im Scheitern der deutschen Teamsportler bei Olympia den Ausdruck eines tiefgreifenden Problems.

In den Ballsportarten fehle den deutschen Mannschaften «bei den Leistungsfaktoren 10 bis 15 Prozent gegenüber der Weltspitze», sagte der einstige Berater des Deutschen Fußball-Bunds der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Es hapere den deutschen Teams derzeit an der Physis, bei den Standardsituationen oder an Durchsetzungsvermögen und Willen, urteilte Peters. Zudem stelle sich die Frage, ob die Qualität der Trainer überall ausreichend sei.

Bei den Sommerspielen in Tokio waren die Fußballer mit einer Rumpftruppe schon in der Gruppenphase gescheitert. Die Basketballer und Handballer scheiterten jeweils im Viertelfinale. Auch die Hockey-Teams verpassten die angestrebten Medaillenränge. «Mir fehlt massiv die mentale Stärke», bemängelte Peters.

«Ich vermisse übergreifend die Widerstandsfähigkeit, die dem Gegner signalisiert, wenn ein Spiel auf der Kippe steht: «Ihr könnt machen, was ihr wollt, am Ende gewinnen wir», erklärte der 61-Jährige. Die jungen Sportler würden «für sich immer schon ein Ausgangstürchen» suchen, anstatt aufs Ganze zu gehen. «Zu vielen Spielern geht es darum, im Team dabei zu sein, zu vielen reicht es am Ende, nur knapp verloren oder auch unentschieden gespielt zu haben. Das geht gar nicht», sagte Peters.

Der frühere Nachwuchs-Verantwortliche bei der TSG Hoffenheim und beim Hamburger SV fordert eine umfassende Reform von Trainings- und Wettkampfbetrieb, um den veränderten Bedürfnissen und Lebensbedingungen von Kindern und Familien gerecht zu werden. Als Vorbild für den Fußball nannte er Spaniens andere Kultur des Spielens. «Bei uns ist Sport viel zu oft ein organisierter Übungsbetrieb, in dem gearbeitet wird, wie wir Deutsche eben so sind», sagte Peters.