Oliver Wiebe vom Dachverband der Fanhilfen sieht seit dem Ende der Corona-Beschränkungen keine Verbesserung im Verhältnis zwischen Polizei und Fans und fordert ein Umdenken im Umgang mit Fußball-Anhängern.
«Wir erleben seit der Corona-Pandemie keine Verbesserungen seitens der Polizei, obwohl genug Zeit für ein Umdenken war und die Fans gezeigt haben, dass sie verantwortungsvoll sind. Das ist ein Nackenschlag für die Fans», sagte Wiebe der Deutschen Presse-Agentur. Er kritisiert unter anderem aus seiner Sicht unverhältnismäßige Polizeieinsätze rund um Fußballspiele.
«Die Begleitung der Fans durch die Polizei hat zugenommen – und die materielle Aufrüstung auch», sagte er. «Es gibt High-Tech-Kameras und szenekundige Beamte, die die Fans überwachen. Da braucht es keine Polizeikessel mehr und nicht noch mehr Überwachung. Um den Konflikt zwischen Polizei und Fans zu entschärfen, braucht es eine Abrüstung.»
Im August hatte ein Vorfall in Wolfsburg Kritik hervorgerufen. Die Polizei hatte am Bahnhof Fans von Werder Bremen stark kontrolliert. Die Bremer Ultras empfanden die polizeilichen Maßnahmen als unverhältnismäßig und kehrten aus Protest wieder in die Hansestadt zurück.
Der Dachverband der Fanhilfen setzt sich für die Rechte von Fußballfans ein und stellt bei Bedarf Kontakte zwischen Anhängern und Anwälten her. Wiebe, der selbst bei der Fanhilfe Magdeburg tätig ist, sagte: «Es darf keinen Unterschied geben zwischen dem Umgang mit Stadionbesuchern und dem Umgang mit Konzertbesuchern. Jemand, der zum Andrea-Berg-Konzert fährt, wird auch nicht in einen Polizeikessel genommen oder ständig von Kameras überwacht. Und ein Wasserwerfer steht da auch nicht vor der Konzerthalle.»