Favre sagt ab: Bittere Nachrichten für Mönchengladbach

Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach muss seine Trainersuche neu starten. Wunschkandidat Lucien Favre sagte seinem Ex-Club überraschend ab. Dies verkündete Sportchef Roland Virkus auf der Hauptversammlung der Borussia am Montagabend auf Nachfrage eines Mitglieds.

«Sie können sicher sein, dass wir alles dafür getan haben. Er hat uns aber gesagt, dass er die Raute im Herzen trägt, aber nicht wieder in Deutschland arbeiten will», sagte Virkus, der zuvor in seinem Jahresbericht um Geduld in der Trainerfrage gebeten hatte.

«Ich möchte nicht auf die Euphoriebremse treten. Aber wir haben in der Vergangenheit keine guten Entscheidungen getroffen», sagte Virkus. «Mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen.»

Die Verpflichtung Favres als Nachfolger des beurlaubten Adi Hütter galt bereits als nahezu sicher. Die offizielle Bestätigung zog sich aber hin. Zu den Gründen der Absage sagte Virkus nichts.

Der 64 Jahre alte Schweizer Favre hatte bereits zwischen 2011 und 2015 für die Gladbacher gearbeitet, den Club zunächst in der Relegation vor dem Abstieg gerettet und später in die Champions League geführt. Seit seiner Beurlaubung bei Borussia Dortmund Ende 2020 war Favre vereinslos.

Laut Virkus habe die Borussia nach der Trennung von Hütter «diverse Gespräche mit mehreren Kandidaten» geführt. «Wir werden das nun forcieren und wollen das so schnell wie möglich erledigen. Es ist aber unabdingbar, hier eine sehr gute Entscheidung zu treffen.»

Millionen-Verlust – neue Wege diskutiert

Auch finanziell gab es keine guten Nachrichten an die Mitglieder. Zum zweiten Mal hintereinander fuhr die Borussia einen zweistelligen Millionen-Verlust ein. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 betrug der Verlust vor allem coronabedingt 14,6 Millionen Euro. Bereits im Geschäftsjahr 2020 hatte die Pandemie ein Minus in Höhe von gut 16,7 Millionen Euro verursacht. «Im Ligavergleich bei der Größe unseres Vereins ist das trotz allem ein sehr respektables Ergebnis», befand Finanz-Geschäftsführer Stephan Schippers. Durch die Verluste schrumpfte das Eigenkapital in den vergangenen beiden Jahren von über 100 Millionen Euro auf nur noch rund 72 Millionen Euro.

Laut Schippers werden daher neue wirtschaftliche Wege wie strategische Partnerschaften diskutiert. «Man muss allem gegenüber offen sein. Aber alles zu seiner Zeit. Es muss alles passen», sagte Schippers am Rande der Veranstaltung, schloss einen Börsengang aber noch aus: «Es steht kein Börsengang ins Haus.» Zuvor hatte sich Schippers in einer Medienrunde zumindest diskussionsbereit gezeigt: «Wir müssen auch schauen, wie es Dortmund gemacht hat, Dortmund ist ein Traditionsverein, wir sind ein Traditionsverein – und trotzdem ist Borussia Dortmund an der Börse notiert.»

Von Carsten Lappe, dpa