Der nächste Sensations-Erfolg von Bayern Münchens Basketballern gegen den großen FC Barcelona stellte FCB-Coach Andrea Trinchieri vor ein Problem.
«Ich bin nicht gut darin, gute Leistungen zu genießen. Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll. Hoffentlich hilft mir mehr als eine gute Flasche Wein», sagte der Italiener.
Dank einer defensiven Meisterleistung hatte das deutsche Top-Team das katalanische Starensemble 59:52 zermürbt – und in der Best-of-five-Serie im Playoff-Viertelfinale der Euroleague zum 2:2 ausgeglichen. Am Dienstag in Barcelona kämpfen die Münchner wie schon im Vorjahr gegen Mailand in einem entscheidenden fünften Spiel um den erstmaligen Einzug einer deutschen Mannschaft ins Final Four. Der Traum lebt.
Krasser Außenseiter
Als Achter der Hauptrunde war der FCB als krasser Underdog in die Duelle mit dem spanischen Pole-Position-Team um Ex-NBA-Profi Nikola Mirotic gegangen. Doch die Gala-Vorstellung im Audi Dome, den 6500 Fans in ein Tollhaus verwandelten, führt die Münchner direkt in den «Rachen des Hais». So beschrieb Trinchieri die Herkules-Aufgabe, die auf den FCB wartet.
Angst? Fehlanzeige. Schließlich hat die Trinchieri-Truppe schon eindrucksvoll demonstriert, wie Siege im Palau Blaugrana gehen. «Jetzt ist alles möglich», sagte Forward Augustine Rubit. «Wenn dein Team in einem Do-or-die-Spiel so antwortet, ist die Grenze der Himmel», befand Trinchieri.
Im ersten Viertel hatten die Spanier nur zwölf Zähler geholt. Bayern spielte dagegen konsequent unter dem Korb und lag nach zehn Minuten mit sechs Punkten vorn. Auch im zweiten Durchgang blieben die Münchner besser, verteidigten klug und gingen mit einem Elf-Punkte-Vorsprung in die Kabine. «Das hätte uns kein Mensch zugetraut», sagte FCB-Präsident Herbert Hainer und sprach von einem seiner schönsten Basketball-Abende.
«Keine Chance» als Chance
Im dritten Viertel kam Barcelona bis zum Ende dank einer weiterhin überragenden Münchner Abwehr nur auf neun Punkte. Bayern baute daher die Führung auf 50:34 aus. Erst in der Schlussphase gelangen dem Top-Favoriten einfache Körbe – zu spät.
Im Entscheidungsspiel am Dienstag haben die Bayern nach Meinung ihres Coaches keine Chance. «Aber keine Chance zu haben, ist eine Chance», sagte Trinchieri. Der Schlüssel werde sein, «die Physis der Spanier zu matchen», erklärte der 53-Jährige. «Wir sollten dorthin fahren und den Barça-Spielern in die Augen schauen. Nicht auf die Schuhe.»