Finsternis im Super-G: Skirennfahrer Sander WM-Neunter

Beim Blick auf seinen Zeitrückstand wusste Andreas Sander sofort, dass deutlich mehr drin gewesen wäre. Mit Kopfschütteln und einem lauten Aufschrei reagierte der deutsche Skirennfahrer unmittelbar nach dem Super-G auf seine 0,67 Sekunden Rückstand auf den kanadischen Überraschungs-Weltmeister James Crawford.

«Da war ein kurzer Abschnitt, da habe ich die Bewegung vergessen. Wenn ich mir etwas vorwerfen kann, dann das», sagte der 33-Jährige selbstkritisch nach seinem neunten Platz.

Alpin-Chef nicht zufrieden

Immerhin zeigte der Ennepetaler als einziger Starter aus dem deutschen Speed-Team im französischen Courchevel eine solide Leistung, mit der er nach ein paar Minuten Bedenkzeit auch «grundsätzlich zufrieden war». Romed Baumann, vor zwei Jahren in Cortina d’Ampezzo noch WM-Zweiter in dieser Disziplin, verpasste als 27. genau wie Simon Jocher als 29. einen Spitzenplatz deutlich. Josef Ferstl schied nach einem Fahrfehler aus.

«Da kann man nicht mit zufrieden sein, weil wir nur einen wirklich konkurrenzfähigen Mann haben», sagte Alpinchef Wolfgang Maier. Sander habe eine ordentliche Leistung gebracht. «Alle anderen waren deutlich unter dem, was man sich vorstellt», bemängelte der 62-Jährige. 

Der sehnlichst erwartete Durchbruch der deutschen Hochgeschwindigkeitsfahrer lässt weiter auf sich warten. Die seit zwei Jahren andauernde Talfahrt ohne Podestplatz setzt sich fort. Sander kämpfte beim Speed-Auftakt der WM in Frankreich nun vor allem mit den dunklen Passagen. «Das hat bei mir ein bisschen mit den Augen zu tun, dass wenn ich in den Schatten fahre, ich Probleme habe, am Boden viel zu sehen», erklärte er.

Überraschungssieger aus Kanada

Zum Meister des Licht-Schatten-Spiels avancierte der im Weltcup bislang sieglose Crawford. Die Sprünge, die langen Kurven und das äußerst herausfordernde Gefälle meisterte der 25-Jährige auf der Piste, die den klangvollen Namen «Finsternis» trägt, mit Bravour. «Die jetzt zu schlagen, das fühlt sich unwirklich an», sagte Crawford nach dem größten Erfolg seiner Karriere über die Favoriten, die er hinter sich gelassen hatte.

Mit «die» waren der zweitplatzierte Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen, der französische Kombinations-Weltmeister Alexis Pinturault als Dritter und Allrounder Marco Odermatt gemeint. Der Schweizer Topfavorit musste sich auf einem kurzen, aber zu seinen Gunsten gesteckten Kurs mit Platz vier begnügen.

Am Sonntag steht für die Schnellsten der Alpinen die Königsdisziplin an. Sander nimmt «viel Positives» mit in die Abfahrt. «Dass ich mit dem Schnee gut zurechtkomme und dass der Grund-Speed da ist», sagte der Routinier. In Sichtweite des Mont Blanc will Sander sein Silber-Märchen von vor zwei Jahren wiederholen – und hofft auf ganz viel Sonne.

Von Jordan Raza und Christoph Lother, dpa