Flügel-Desaster für Hamilton – Geldstrafe für Verstappen

Ein dreiseitiges Dokument versetzte Lewis Hamilton an einem desaströsen Brasilien-Wochenende den nächsten WM-Tiefschlag. Ein irregulärer Heckflügel an seinem Mercedes handelte dem Engländer die Disqualifikation von der Startplatzjagd ein.

Die Rennkommissare erkannten in ihrer Urteilsbegründung einen technischen Verstoß und versetzten den 36-Jährigen nach seiner Pole vom Vortag für das Sprintrennen am Abend (20.30 Uhr/Sky) nach ganz hinten.

WM-Spitzenreiter Max Verstappen profitierte von dieser Ahndung und durfte in das neue Format über 24 Runden auf dem Autódromo José Carlos Pace von Rang eins starten. Der Niederländer hatte aber selbst in Interlagos bangen müssen.

Verstappen erhielt für einen Verstoß gegen die Bestimmungen des sogenannten Parc Fermé eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro. Die Rennkommissare sahen es als erwiesen an, dass er regelwidrig das Heck seines Red Bull und vor allem das seines Rivalen Hamilton während der technischen Abnahme am Freitag berührt hatte.

«Den Stewards ist klar, dass es zur Gewohnheit der Fahrer geworden ist, die Autos nach dem Qualifying und den Rennen zu berühren», schrieben die Rennkommissare. «Diese allgemeine Tendenz wurde als zum größten Teil harmlos angesehen und wurde daher nicht einheitlich geahndet. Dennoch handelt es sich um einen Verstoß gegen die Parc-Fermé-Regelung und hat ein erhebliches Schadenspotenzial.» Verstappen habe das Heck an Hamiltons Wagen aber mit «nicht signifikanter Kraft» berührt.

Hamilton erlebt Desaster in Brasilien

Mercedes erklärte später selbst, dass die Inspektion des WM-Führenden nur unwahrscheinlich zum Defekt am Heck geführt hatte. Dennoch fiel die Strafe für Hamilton mit der Disqualifikation brutal aus.

An seinem Dienstwagen war bereits am Freitag regelwidrig ein neuer Motor eingesetzt worden. Damit muss der 36-Jährige im viertletzten Saisonrennen am Sonntag (18.00 Uhr) fünf Plätze nach hinten.

Mit dem neuen Antrieb hatte Hamilton seinen Rivalen Verstappen in der Startplatzjagd um mehr als vier Zehntel abgehängt. Die Stewards des Motorsport-Weltverbandes Fia warfen dem Briten später vor, dass sich der Heckflügel an seinem Silberpfeil zu stark verbiegt. Messungen bestätigten den Verdacht. Das sogenannte Drag Reduction System (DRS), das die Geschwindigkeit auf den Geraden erhöht, verhalf Hamilton damit zu einem regelwidrigen Vorteil.

Die Stewards akzeptierten immerhin die Mercedes-Erklärung, dass bei der nicht bestandenen Abnahme etwas «schief gelaufen» sei und damit keine Absicht vorlag. Das hilft Hamilton aber auch nicht. In der WM-Wertung liegt er schon 19 Punkte hinter Verstappen. Der Sieger des Sprints kann schon mal drei Zähler holen.

Verstappen war nach der Startplatzjagd am Freitag dabei zu sehen gewesen, wie er den Heckflügel seines Autos berührte und danach auch den Flügel am Mercedes von Hamilton. Die Stewards werteten dafür auch ein Fan-Video aus. Verstappen und ein Red-Bull-Vertreter wurden angehört – die Geldstrafe können sie verschmerzen.

Von Martin Moravec, dpa