Antonio Brown zog sich sein Trikot aus, warf die Handschuhe auf die Tribüne, winkte den Fans und lief mit nacktem Oberkörper in die Katakomben.
Während sein Quarterback Tom Brady gerade einen Spielzug vorbereitete, sorgte der für Skandale bekannte Footballprofi mit dem bizarren Abgang für den nächsten Eklat – und sein sofortiges Aus bei NFL-Meister Tampa Bay Buccaneers. Coach Bruce Arians schmiss den 33-Jährigen direkt aus dem Team, dieser habe sich zuvor geweigert, zurück aufs Spielfeld zu gehen. Superstar Brady warb aber zumindest um menschliches Mitgefühl für seinen Kumpel.
«Das ist eine schwierige Situation», sagte der 44-Jährige nach dem 28:24-Sieg bei den New York Jets. «Jeder sollte tun, was er kann, um ihm zu helfen, wie er es gerade braucht. Wir alle lieben ihn. Er liegt uns sehr am Herzen», betonte der siebenmalige Super-Bowl-Champion. «Wir wollen ihn in seiner Bestform sehen, aber leider wird es nicht mehr in unserem Team sein.»
Brown sorgte bereits mehrfach für Aufsehen
Browns Rauswurf ist Sinnbild einer außergewöhnlichen Karriere zwischen sportlichem Genie und zahlreichen Eskapaden. Siebenmal stand der Ballempfänger im Pro Bowl der besten und beliebtesten Profis in der National Football League, gehörte von 2014 bis 2017 sogar zu den Top-Drei Wide Receivern der Liga. Erst vor elf Monaten gewann er an der Seite von Brady seinen ersten Meisterring. Das Wichtigste am Football seien die Beziehungen zu Freunden und Teamkollegen, betonte Brady. «Sie gehen über das Spiel hinaus. Wir sollten jetzt alle mitfühlend und einfühlsam sein.»
Aber auch bei den Bucs sorgte Brown bereits mehrfach für Aufsehen. Acht Wochen war er vergangene Saison von der Liga wegen eines Verstoßes gegen den Verhaltenskodex gesperrt gewesen. Zuletzt musste er wegen eines gefälschten Impfausweises drei Partien aussetzen. In der Saison 2018/2019 stritt er sich bei den Pittsburgh Steelers mit Quarterback Ben Roethlisberger, forcierte das Ende bei seinem langjährigen Team. Von den Oakland Raiders wurde er ohne einen Einsatz entlassen, die New England Patriots trennten sich nach nur einer Partie von ihm.
Ein Schrei nach Hilfe
Ob Brown nun wieder ein neues Team findet, dürfte sehr fraglich sein. Vielmehr rückte in den US-Medien der weitere Umgang mit dem Profi in den Fokus. «Die mentale Gesundheit von Antonio Brown ist kein Witz, der durch Memes im Internet trivialisiert werden sollte», schrieb die Nachrichtenagentur AP. «Brown braucht eindeutig Hilfe.» Es sei keineswegs belustigend, die Bilder zu sehen, schrieb CBS und wertete die Aktion Browns als «letzten Schrei nach Hilfe im öffentlichsten Weg, der möglich ist.»
Auch einige Bucs-Spieler kümmerten sich sofort um ihren bisherigen Teamkollegen. «Ich habe ihm direkt eine Nachricht geschickt», berichtete Le’Veon Bell. «Insgesamt ist er eine gute Person. Er trifft manchmal schlechte Entscheidungen, aber er ist ein Mensch, er ist nicht perfekt und wir werden ohne ihn weiter machen.» Bei Instagram warb Brown nach der Partie für einen Rap-Song von ihm.