Forsche BVB-Töne vor dem Liga-Gipfel: «Wird mal wieder Zeit»

Kaum war der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals perfekt, stimmten die Dortmunder Fans ihre Mannschaft auf die nächste Mission ein. «Zieht den Bayern die Lederhosen aus», schallte es in hoher Lautstärke von der mächtigen Südtribüne.

Das 1:0 (1:0) über die TSG 1899 Hoffenheim werteten alle Beteiligten als gelungene Generalprobe für den Bundesliga-Klassiker der beiden deutschen Branchenführer am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Ermutigt durch den anhaltenden Aufwärtstrend schlug Sportdirektor Sebastian Kehl bei allem Respekt vor dem deutschen Fußball-Rekordmeister ungewohnt forsche Töne an: «Wir wollen natürlich jede Gelegenheit nutzen, um Bayern München im direkten Duell zu schlagen – zu Hause ist es jetzt ein bisschen länger her. Es ist mal wieder Zeit.»

Fünf Jahre nach dem letzten Bundesliga-Heimsieg über den ewigen Titelrivalen ist die Sehnsucht in Dortmund nach einem Erfolgserlebnis groß. Das im Finale der vergangenen Saison erlittene Trauma, als der damalige Tabellenführer BVB mit dem 2:2 gegen Mainz die zum Greifen nahe Meisterschaft noch an die Münchner verlor, scheint verflogen.

Schlotterbeck sieht im FCB-Pokal-Aus keinen Vorteil

«Wir haben einen Kader, der enorm an Widerstandsfähigkeit und Stabilität hinzugewonnen hat. Diese Mannschaft hat sich in den letzten Wochen viel erarbeitet. Das wird uns am Wochenende zugutekommen», sagte Kehl. Ähnlich sah es Mittelfeldspieler Salih Özcan: «Wir spielen viel erwachsener, viel klarer. Das tut der ganzen Mannschaft gut.»

Das überraschende Aus des FC Bayern im DFB-Pokal gegen den Drittligisten Saarbrücken wird nach Einschätzung von Nico Schlotterbeck jedoch keinen großen Einfluss auf den Liga-Hit haben. «Die Bayern wollen immer gewinnen und kommen gefühlt jede Woche mit Wut im Bauch, so wie sie spielen. Ich glaube, das Ergebnis in Saarbrücken täuscht darüber hinweg, was für eine Qualität sie haben. Wir unterschätzen sie auf jeden Fall nicht und werden probieren, dagegenzuhalten», sagte der Abwehrspieler in einem Sky-Interview.

Weniger sexy, dafür erfolgreicher

Die neue Vorgabe des BVB-Trainers Edin Terzic an sein Team, weniger sexy, aber dafür erfolgreicher zu spielen, kam auch gegen Hoffenheim zum Tragen. Zum bereits fünften Mal im 14. Pflichtspiel endete ein BVB-Auftritt mit einem 1:0-Erfolg. Marco Reus (43. Minute) war – wie schon im Bundesliga-Heimspiel gegen Wolfsburg (1:0) – der Torschütze. Dass die Mannschaft trotz anhaltender Terminhatz und einer auf immerhin fünf Positionen veränderten Startelf gut harmonierte, stimmte auch Routinier Reus für das Bayern-Duell zuversichtlich: «Wir hatten ein paar Wechsel und sind dennoch super ins Spiel gekommen. Kompliment.» Ein Extralob des Matchwinners gab es für den ins Team rotierten Flügelflitzer Jamie Bynoe-Gittens: «Jamie hat überragend gespielt.» 

Nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Defensive wähnt Kehl den BVB derzeit auf Augenhöhe mit den Bayern. «Es wird sehr eng werden», orakelte der Sportdirektor. Viel wird davon abhängen, wie der FC Bayern auf den peinlichen Pokal-Knockout beim Drittligisten Saarbrücken reagiert. Das Missgeschick erhöht die ohnehin große Brisanz der Partie zusätzlich. 

Im Gegensatz zu den Münchnern schöpfte die Borussia im Pokal neuen Mut und darf weiter auf einen Triumph in diesem Wettbewerb hoffen. Ob es ein gutes Omen sei, dass der BVB nach zuvor zwei Pokalsiegen über Hoffenheim anschließend immer im Finale von Berlin stand, wurde Terzic im ARD-Interview gefragt. Die Antwort des Fußball-Lehrers passte zu den forschen Aussagen des Sportdirektors und der Profis. «Ja, gutes Omen. Uns reicht es aber nicht, nach Berlin zu kommen. Wir wollen zum Borsigplatz», sagte der Dortmunder Coach voller Hoffnung auf eine Titelfeier rund um die kultige Geburtsstätte des Vereins.

Von Heinz Büse, dpa