Forscher: Keine außergewöhnliche Zunahme an Anfeindungen

Der Fanforscher Jonas Gabler sieht in den Anfeindungen im Internet gegen Spieler, Funktionäre und Experten keine auffallende Zunahme an Hetze.

«Ich würde nicht sagen, dass es mehr oder schlimmer geworden ist. Es ist ein Phänomen, das es seit den Anfängen von Social Media gibt. Und mit mehr Mitgliedern nehmen eben auch die negativen Kommentare zu», sagte der Geschäftsführer der Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit (Kofas) der Deutschen Presse-Agentur.

Durch Social Media sei zudem die «Schwelle erheblich» gesunken, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Zuletzt hatten sich die Fußball-Schiedsrichterexperten «Collinas Erben» nach einer Fülle an Beleidigungen von der Plattform Twitter zurückgezogen. Auch mehrere Sportler und Funktionäre wie der demnächst als Geschäftsführer Sport beim Fußball-Bundesligisten RB Leipzig arbeitende Max Eberl werden im Netz und auf den Rängen massiv angefeindet.

Zwei unabhängige Lager

Gabler unterscheidet aber zwischen beiden Lagern: «Hass im Netz und die Situation auf den Rängen der Stadien muss man voneinander trennen, weil es nicht zwangsläufig dieselben Personen sind.»

Unabhängig von den Ausschreitungen in europäischen Stadien beobachte der Fan-Experte derzeit keine Unzufriedenheit wegen gesellschaftlicher Probleme, sondern eher eine gewisse Euphorie auf den Rängen: «Dass derzeit mehr Pyrotechnik abgebrannt wird, würde ich schon bejahen. Aber das hat nichts mit Frust zu tun, sondern dass die Fans die Rückkehr in die Stadien nach Corona feiern.»