Staatspräsident Emmanuel Macron umarmte in der Kabine jeden Spieler einzeln, da starteten Frankreichs Fußballer um Superstar Kylian Mbappé schon ihre ausgelassene Halbfinal-Party.
In der Lobby ihres Hotels enterten sie wenig später den Springbrunnen und tanzten jubelnd durch die Halle – das bevorstehende Traum-Finale gegen Argentinien und Lionel Messi schon im Kopf. «Er ist in brillanter Form seit Beginn des Turniers», schwärmte Trainer Didier Deschamps über Superstar Messi, der der Équipe Tricolore am Sonntag in ihrem vierten WM-Endspiel gegenüber stehen wird.
Frankreich heiß auf historisches Kunststück
Nach dem hart erkämpften 2:0 im Halbfinale gegen Marokko will Frankreich dann wie schon 2018 im Achtelfinale alle Titel-Hoffnungen von Messi beenden und ein historisches Kunststück bejubeln: Les Bleus könnten als erstes Team seit Brasilien 1962 erfolgreich ihren WM-Titel verteidigen. «In der Geschichte des französischen Sports ist das kolossal. In der Geschichte des Fußballs ist es immens», schwärmte die Zeitung «Le Parisien». «Le Figaro» jubelte mit Blick auf den Sonntag: «Les Bleus bezwingen Marokko und haben ein Rendezvous mit der Legende.»
Größer könnte die Herausforderung im Lusail Stadion aber kaum sein, das weiß auch Deschamps. «Natürlich ist Messi einer der besten Spieler der Welt und das zeigt er hier», sagte der 54-Jährige. Im Fokus steht dann auch das Duell der Superstars Messi und Mbappé, die beide beim aus Katar alimentierten Club Paris Saint-Germain spielen. Nach dem Sieg gegen seinen Pariser Kumpel Achraf Hakimi, den Mbappé nach dem 2:0 gegen Marokko lange tröstete, wird es für Frankreichs Ausnahmekönner das nächste spezielle Spiel. Mbappé gegen Messi – ein besseres Duell hätte sich Katars Staatsoberhaupt Tamim bin Hamad Al Thani für das Endspiel der WM im Emirat kaum wünschen können.
Um gegen die zuletzt überzeugenden Argentinier eine Chance auf den zweiten goldenen Pokal in Serie zu haben, wird Frankreich sich aber steigern müssen. Nach starker Anfangsphase gegen Marokko mit dem frühen Führungstor von Theo Hernández (5. Minute) hatte die Équipe Tricolore mit dem ersten afrikanischen Team im Halbfinale einer WM vor allem nach der Pause Mühe. «Sie haben uns unter großen Druck gesetzt», gab Deschamps zu, versprach aber: «In einem Finale gegen Argentinien werden wir besser spielen.»
Der Weltmeister-Coach hatte mit der Einwechslung des Gladbachers Marcus Thuram und des Frankfurters Randal Kolo Muani, der zum 2:0 traf (78.), großen Anteil am Erfolg. Nach dem Triumph 1998 als Spieler und 2018 als Trainer könnte der frühere Mittelfeldspieler am Sonntag zum dritten Mal den WM-Pokal in die Höhe stemmen. Zwei WM-Titel als Coach konnte bislang nur Italiens Vittorio Pozzo 1934 und 1938 feiern. Ob der 54-Jährige nach der WM weiter macht, ist offen – Macron sprach sich schon einmal dafür aus.
Die gegen Marokko erkrankt fehlenden Dayot Upamecano und Adrien Rabiot dürften im Finale zurückkehren. Die Franzosen hatten mit einer Erkältungswelle zu kämpfen, auch Kingsley Coman war betroffen. «Wir hatten einige Fälle mit grippeähnlichen Symptomen, wir versuchen vorsichtig zu sein, damit es sich nicht weiter ausbreitet», sagte Deschamps. Mentale Unterstützung wird das Team wohl auch von Stürmer Karim Benzema bekommen, der das Turnier verletzt verpasste und Medienberichten zufolge zum Endspiel anreist.
Frankreichs Präsident begeistert
Dann hat sich auch Staatspräsident Macron angekündigt, der den Sieg gegen Marokko begeistert auf der Tribüne verfolgte. «Wir bringen den Pokal mit nach Hause», kündigte der Politiker an, ehe er in der französischen Kabine verschwand und in den Jubel eintauchte. Am Tag danach lobte der 44-Jährige Argentinien als «wundervolles» Team und fügte schmunzelnd hinzu, Messi sei ihm «in Paris lieber als in seiner Nationalmannschaft».
Ähnlich viel Wertschätzung für den Gegner und den sechsmaligen Weltfußballer Messi, der in Katar seine bisher beste WM spielt, äußern auch die Spieler. «Jedes Team mit Messi hat komplett andere Voraussetzungen», schwärmte der im Halbfinale erneut starke Antoine Griezmann. Kapitän Hugo Lloris sagte: «Argentinien ist eine große Mannschaft, mit einem Spieler, der die Geschichte seines Sports geprägt hat. Aber wir haben Argumente.»