Romy Bär erlebt gerade turbulente Basketball-Tage. Rund um den Jahreswechsel stellte ihr Club Rheinland Lions den Spielbetrieb wegen eines Insolvenzverfahrens ein – und das als Tabellenführer der Frauen-Bundesliga.
Eine Katastrophe für das sowieso schlechte Image der Liga. Und natürlich für Spielerin Bär und ihre Teamkolleginnen, die auf einmal ohne Verein dastanden. «Das war natürlich nicht schön. Und es zeigt, dass sich an den Strukturen etwas ändern und vieles professioneller werden muss», sagte Bär der Deutschen Presse-Agentur.
Während die 35-Jährige das erzählt, ist sie zu Fuß auf dem Weg zum Training in die Lindenhalle in Wolfenbüttel. Denn es gibt auch positive Basketball-Dinge für die erfahrene Spielerin. Während die Liga für Negativschlagzeilen sorgt, ist die Nationalmannschaft so erfolgreich wie lange nicht mehr.
Erstmals seit zwölf Jahren kann sich das deutsche Team wieder für eine Europameisterschaft qualifizieren. Vor den beiden Partien gegen Belgien in Wolfenbüttel am Donnerstag und in Bosnien-Herzegowina am Sonntag liegt das deutsche Team in seiner Gruppe auf Platz zwei und hat damit gute Chancen. Und das auch ohne Satou Sabally, den einzigen weiblichen Basketball-Star aus Deutschland.
«Das wäre großartig», sagte Bär, die erst im November nach sechs Jahren Pause ins Nationalteam zurückgekehrt ist und mit 81 Länderspielen die erfahrenste Spielerin im Kader ist. «Weil wir jetzt wieder viele gute junge Spielerinnen haben, mit denen es Spaß macht, auf dem Parkett zu stehen», ergänzte die langjährige Frankreich-Legionärin.
EM-Teilnahme würde Schub geben
Eine Teilnahme an der EM in Slowenien und Israel (15. bis 25. Juni) würde dem Frauen-Basketball einen Schub geben. Einen Schub, den die Sportart dringend benötigt. Denn im Alltag liegt vieles im Argen. Vor allem in der Liga, die öffentlich kaum in Erscheinung tritt und strukturell noch sehr amateurhaft wirkt. «Die Liga hat erst in dieser Saison allmählich angefangen, ein paar Standards festzulegen, was es braucht, um in der Liga mitzuspielen», sagte zum Beispiel Martin Geissler im Podcast «BIG Postgame».
Geissler ist seit vielen Jahren Geschäftsführer des Herren-Bundesligisten Mitteldeutscher BC. Seit dieser Saison ist er auch für die Gisa Lions aus Halle in der DBBL zuständig. «Bislang konnte sich jeder da einfach anmelden, hat ein paar Zahlen in Excel-Tabellen eingetragen und keiner hat so richtig nachvollziehen können, was ist von diesen Zahlen fundiert», bemängelte Geissler. «Die Liga muss jetzt Standards setzen, damit sich die Liga weiter professionalisiert. Das muss auf Club-Seite passieren, aber ganz klar auch aufseiten der Liga», forderte Geissler.
Zwei BBL-Clubs vertreten
Mit dem MBC und Alba Berlin sind derzeit zwei BBL-Clubs auch bei den Frauen vertreten. Eine Entwicklung, die Geissler analog zum Frauen-Fußball begrüßt. «Ich würde es mir wünschen, wenn noch mehr Herren-Bundesligisten auch Damen-Teams hätten», sagte der MBC-Boss, der viele Baustellen sieht. Standards, TV-Vertrag, Einsatzzeiten deutscher Spielerinnen. «Es gibt viel zu tun.»
Das hat auch der Verband verstanden. Viele Jahre fristete der Damen-Basketball auch im DBB nur ein Schattendasein, dabei hat der Weltverband Fiba schon vor einigen Jahren seinen Fokus verstärkt auf den weiblichen Bereich gelegt. Damit Basketball als Sportart weiter wächst und populärer wird.
Hoffen auf WM 2026
Nun will auch der DBB aufholen. Nach der erfolgreichen Heim-Europameisterschaft der Herren in Köln und Berlin im vergangenen Jahr treibt der Verband seine Pläne für eine Bewerbung um die Damen-Weltmeisterschaft 2026 voran. «Unser Ziel ist es nach wie vor, die WM 2026 nach Deutschland zu holen», sagte DBB-Präsident Ingo Weiss der dpa. «Wir haben zuletzt viel für die Herren getan, jetzt sind mal die Damen dran.»
Die WM in drei Jahren wird Ende April bei der Sitzung des Weltverbandes Fiba in der philippinischen Hauptstadt Manila vergeben. Auch Argentinien und Indien gelten als Interessenten. Letztmals fand 1998 eine Weltmeisterschaft in Deutschland statt. «Wir denken, dass es mal wieder an der Zeit ist. Außerdem gibt es 2026 im deutschen Sportkalender noch nicht so viele Großveranstaltungen», sagte Weiss.
Sportlich würde sich Deutschland aktuell nicht qualifizieren. Doch die Teilnahme an der EM in diesem Jahr würde der Mannschaft in ihrer Entwicklung schon einmal sehr helfen. «Wir stehen so kurz davor, unseren Traum zu erfüllen», sagte Leonie Fiebich, mit 23 Jahren eine der großen Hoffnungsträgerinnen für die Zukunft, der «BIG». Fiebich, 2020 von den Los Angeles Sparks aus der WNBA gedraftet und aktuell für die Flammes Carolo Basket Ardennes in Frankreich aktiv, ist sich sicher, dass es mit dem EM-Ticket klappt. «Die Eurobasket im Sommer ist schon fest eingeplant.»