Frauenfußball nach EM: «Chance auf dem Silbertablett»

Die hoch gelobte Einstellung der deutschen Spielerinnen bei der Europameisterschaft in England sieht Wolfsburgs Sportchef Ralf Kellermann als große Chance für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs.

«Das Entscheidende bei dieser EM ist das Auftreten aller Spielerinnen, diese Mentalität. Das hilft uns extrem», sagte der 53-Jährige vom deutschen Meister VfL Wolfsburg der Deutschen Presse-Agentur.

«Die Identifikation mit der Nationalelf ist so groß wie lange nicht. Jetzt sind wir alle gefordert, Verband und Vereine, diesen Schwung mitzunehmen», sagte Kellermann weiter. Er bezeichnete es als «klugen Schachzug» des Deutschen Fußball-Bundes, das Bundesliga-Saisoneröffnungsspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München am 16. September als Highlightspiel im Deutsche Bank Park auszutragen.

Nächstes Großereignis bereits nächstes Jahr

Das nächste Großereignis für die DFB-Frauen steht bereits im nächsten Jahr mit der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) an – wenn sie sich wie erwartet dafür qualifizieren. «Das wird uns auch nützen und ist quasi eine Chance auf dem Silbertablett. Wir müssen einfach dranbleiben. Die Chance ist so groß wie selten», sagte Kellermann.

Die am Sonntag (18.00 Uhr/ARD und DAZN) mit dem Finale zwischen Deutschland und England zu Ende gehende EM war wegen der Corona-Pandemie von 2021 auf 2022 verschoben worden.

Chatzialexiou hofft auf Euphorie zum Bundesliga-Start

«Ich hoffe, dass wir tatsächlich auch mit dem Bundesliga-Auftakt eine Euphorie setzen beziehungsweise weiterführen können», sagte Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund. Er verwies auf laufende Prozesse und Projekte beim Verband, der auch mit Nachwuchssorgen zu kämpfen hat. Der Zuschauerschnitt in der Bundesliga lag zuletzt bei unter 1000.

«Ich glaube, wir haben eine Social-Media-Europameisterschaft erlebt mit enormen Klickraten. Das führt dazu, dass man einen gewissen Bekanntheitsgrad hat. Erfolg hilft dabei immer», sagte Chatzialexiou weiter. «Da müssen wir alle die Köpfe zusammenstecken und schauen, wie wir das über die nächsten Jahre pushen können.» Die vielen Titel des Frauen-Teams – wie die WM-Triumphe 2003 und 2007 sowie Olympia-Gold 2016 – hatten allerdings am Stellenwert der Bundesliga in der Vergangenheit nicht viel geändert. Auch der erhoffte Aufschwung nach der Heim-WM 2011 war ausgeblieben.