«Freu mich drauf!»: Bayer mit breiter Brust zu den Bayern 

Der zweitbeste Jahresstart der Vereinsgeschichte, mehr Tore als im Überraschungsjahr 2002 und erstmals seit 13 Pflichtspielen ohne Gegentreffer: Mit breiter Brust geht Bayer Leverkusen in das Spitzenspiel am kommenden Samstag beim Serienmeister FC Bayern München.

«Bayern ist vielleicht die beste Mannschaft Europas, sicher die beste in Deutschland», sagte Kapitän Lukas Hradecky nach dem 3:0 (1:0) des Tabellendritten gegen Arminia Bielefeld: «Aber wir haben nichts zu verlieren. Wir haben gutes Selbstbewusstsein. Und wir haben einen Moussa Diaby in Top-Form. Also ich freu mich drauf!»

Leverkusen freut sich auf Duell mit FC Bayern

Das Spiel in München ist für Bayer aber auch der Start in die zwei bisher wichtigsten Wochen des Jahres. Es folgen innerhalb von zwölf Tagen das Derby gegen den erstaunlich starken 1. FC Köln und die beiden Achtelfinalspiele in der Europa League gegen Atalanta Bergamo. «Resultate und Leistungen haben immer Einfluss auf die Gemütslage», sagte Trainer Gerardo Seoane: «Das werden sehr schwierige Spiele. Aber wir freuen uns drauf. Wir haben momentan die Breite im Kader, diese Wochen zu überstehen.»

Das Spiel in München sei freilich «das schwierigste des Jahres», sagte der Schweizer: «Dem stellen wir uns gerne und wollen uns besser präsentieren als im Hinspiel.» Beim 1:5 im Oktober daheim lag Leverkusen nach 37 Minuten schon mit 0:5 zurück.

Im Vergleich dazu scheint Bayer aktuell viel stabiler zu sein. «Einen guten Mix» habe sein Team am Samstag gefunden, sagte Seoane. Auch ohne den verletzten 20-Tore-Mann Patrik Schick erzielte die Werkself wieder drei Treffer durch dessen Ersatz Lucas Alario (30.) und den formstarken Diaby (56./81.), der nun sieben Treffer in fünf Spielen erzielt hat. Mit 63 Toren nach 24 Spielen hat Bayer den Vereinsrekord aus dem Jahr 2002 von 57 Treffern klar überboten. Die 16 Punkte aus den ersten sieben Spielen in der Rückrunde wurden nur 1992 mit 17 Zählern übertroffen.

Bielefeld erleidet Rückschlag im Abstiegskampf

Doch die wichtigste Zahl am Samstag war wohl die Null, die Bayer hinten hielt. «Das tut gut», sagte Abwehrchef Jonathan Tah, nachdem dies zuletzt am 20. November beim 1:0 gegen Bochum gelungen war. So dürfte der Weg frei sein in die Champions League, die Bayer in den vergangenen fünf Jahren vier Mal verpasst hat.

Für Bielefeld war es nach zuvor nur einer Niederlage aus acht Spielen mal wieder ein Rückschlag im Abstiegskampf. Einer, der durch ein unglückliches Gegentor eingeleitet wurde. Denn vor dem 1:0 bekam Alario den Ball von Paulinho, weil dieser sich den Ball selbst gegen den Arm schoss. Arminia-Coach Frank Kramer bewertete die Situation anschließend mit Ironie. «Ich habe mir erklären lassen, dass es ein regelkonformes Tor war», sagte er: «Das haben wir zu akzeptieren. Verstehen müssen wir es nicht. Ich nehme es wie es ist, schüttele den Kopf und versuche, mir den Halswirbel einrenken zu lassen.»

Bayers Schütze Alario bejubelte den Treffer übrigens kaum. Er rechnete offenbar sogar mit der Aberkennung. «Ich wollte nicht zu sehr feiern, falls das Tor nachher annulliert wird», erklärte er.

Von Holger Schmidt, dpa