Der abgezockte Ricardo Pietreczko zeigte den deutschen Fans die Faust und umarmte innig den legendären Darts-Schiedsrichter Russ Bray. Nach dem knappen 3:2 gegen den Engländer Callan Rydz fiel von Pietreczko, Spitzname Pikachu, bei der WM eine große Last ab.
«Ein leichtes Spiel war das definitiv nicht. Ich wusste, jetzt muss ich nochmal Gas geben», beschrieb der 29 Jahre alte Nürnberger in London das enge Duell.
Pietreczko, Gabriel Clemens, Martin Schindler und Florian Hempel: Erstmals sind vier deutsche Vertreter nach Weihnachten in der dritten Runde dabei. Die schwarz-rot-goldenen Aussichten im legendären Alexandra Palace sind besser denn je.
Und Debütant Pietreczko bekommt das absolute Highlight-Match, er trifft auf Topfavorit Luke Humphries aus England. «So einen langen Modus habe ich noch nie gespielt. Ich werde gucken, wie es läuft. Humphries ist genauso ein Gegner wie Callan Rydz», sagte der selbstbewusste Pietreczko bei Sport1.
«Leck mich en de Täsch»
Ausschlaggebend gegen Rydz war vor allem die hohe Doppelquote, mit der Pietreczko die Nachlässigkeiten seines Gegners eiskalt bestrafte. In Runde eins hatte der WM-Debütant, Spitzname Pikachu, glatt mit 3:0 gegen die Japanerin Mikuru Suzuki gewonnen. Pietreczko ist 2023 der deutsche Senkrechtstarter und gewann im Oktober ein hochkarätiges Turnier in Hildesheim. Doch in Humphries, Spitzname «Cool Hand Luke», wartet nun die größtmögliche Prüfung.
Die Erwartungen bereits übertroffen hat Florian Hempel. Der 33 Jahre alte Kölner sicherte sich erst auf den letzten Drücker ein WM-Ticket und besiegte nun nacheinander Dylan Slevin (Irland) und Starspieler Dimitri van den Bergh (Belgien). «Leck mich en de Täsch», rief Hempel nach dem WM-Wahnsinn am Freitagabend seinen Liebsten im Videobild zu.
Mit unter anderem zwei Zehn-Dartern in Serie hatte der Deutsche einen 0:2-Rückstand gegen den Weltklasseprofi gedreht. «Ich habe schon das eine oder andere Comeback gefeiert. Man darf den Glauben an sich nie verlieren. Von den Emotionen ist es deutlich höher als vor zwei Jahren. Es ist emotional toll», sagte Hempel, der van den Bergh schon vor zwei Jahren bei der WM besiegt hatte. Er habe sich «in einen Rausch» gespielt.
Schindlers Top-Gegner ausgeschieden
Von den beiden gesetzten Deutschen Schindler und Clemens war der Einzug in Runde drei am ehesten erwartet worden. Während Clemens, im Vorjahr bereits unerwartet ins WM-Halbfinale gekommen, nun in Englands Dave Chisnall eine komplizierte Aufgabe erwartet, hat Schindler etwas bessere Aussichten.
Der 27 Jahre alte Strausberger trifft in Runde drei nicht auf den niederländischen Topspieler Danny Noppert, sondern dessen Bezwinger Scott Williams aus England. «Ich glaube, es ist kein Geheimnis zu sagen, dass Scott Williams ein einfacheres Los sein wird als Danny Noppert. Williams ist aber auch nicht zu unterschätzen. Ich denke, wenn ich noch einmal ein ähnliches Spiel an den Tag legen sollte wie heute, dürfte ich auch gewinnen, aber das wird sich zeigen», sagte Schindler.