Frühes Aus in Halle: Federer auf Formsuche vor Wimbledon

Rund eineinhalb Wochen vor dem Beginn des Rasen-Klassikers in Wimbledon sucht Tennis-Superstar Roger Federer noch nach seiner Form.

Der 39 Jahre alte Schweizer verlor beim Turnier im westfälischen Halle im Achtelfinale überraschend gegen den Kanadier Félix Auger-Aliassime mit 6:4, 3:6, 2:6 und verpasste damit das Viertelfinale. Für den Rekordchampion in Halle bedeutete das frühe Aus eine große Enttäuschung und einen herben Rückschlag auf dem Weg nach Wimbledon, wo er in diesem Jahr unbedingt noch einmal um den Titel mitspielen will.

Erst mehr als zwei Stunden nach dem Aus stellte sich Federer den Medien und antwortete nur auf Englisch. Komplett ungewöhnlich für den Rekord-Grand-Slam-Turniersieger, der sonst problemlos auf Deutsch, Englisch und Französisch antwortet. «Heute hatte ich das Gefühl, dass ich ein bisschen Zeit brauche», sagte Federer frustriert. «Ich wollte keine falschen Dinge sagen. Es war ein Auf und Ab, aber das scheint zum Comeback dazuzugehören», sagte der Schweizer. Er wolle jetzt in der Heimat mit seinem Team diskutieren, wie es weitergeht.

Wenig Spielpraxis vor Wimbledon

Federer hat Wimbledon in diesem Jahr alles untergeordnet. Bei den French Open hatte er deshalb vor dem Achtelfinale gegen Matteo Berrettini aus Italien zurückgezogen, um sein zweimal operiertes Knie nicht zu sehr zu belasten. Stattdessen reiste er frühzeitig nach Halle, wo er in der Vergangenheit bereits zehn Titel gewinnen konnte und wo sogar eine Straße nach ihm benannt ist. Doch nun fährt Federer nur mit der Matchpraxis von zwei Spielen nach London, wo sein Lieblingsturnier am 28. Juni beginnt.

Gegen den 19 Jahre jüngeren Auger-Aliassime startete Federer gut und holte sich den ersten Satz. Doch dann verlor er seinen Rhythmus. Zudem schlug der Kanadier immer besser auf. Im dritten Satz gab Federer schnell sein Service ab und wirkte danach nachdenklich und müde. Auger-Aliassime nutzte nach 1:44 Stunden seinen ersten Matchball.

Federer hat in seiner Karriere noch nie gegen einen Spieler verloren, wo der Altersunterschied größer war, als beim 20 Jahre alten Kanadier, der am gleichen Tag wie Federer Geburtstag hat. «Ich habe immer gedacht, dass er schon aufgehört hat, bevor ich richtig auf der Tour angekommen bin», sagte Auger-Aliassime nach seinem Erfolg.

Schwere Aufgabe für Kohlschreiber

Der deutsche Routinier Philipp Kohlschreiber steht in Halle dagegen im Viertelfinale. Der 37 Jahre alte Augsburger setzte sich gegen den Franzosen Corentin Moutet mit 6:4, 7:6 (7:4) durch. Kohlschreiber nutzte nach 1:44 Stunden seinen ersten Matchball. Der lange verletzte Davis-Cup-Profi bekommt es nun im Viertelfinale mit dem an Nummer vier gesetzten Russen Andrei Rubljow zu tun.

«Das wird natürlich eine schwere Aufgabe», sagte Kohlschreiber. Doch die jüngsten Erfolge haben die langjährige deutsche Nummer eins wieder selbstbewusst gemacht. «Natürlich tun die Erfolge gut. Dann kommt auch ein bisschen das Selbstverständnis zurück und man spielt mit mehr Mumm», sagte Kohlschreiber. Schon bei den French Open hatte er mit dem Einzug in die dritte Runde überrascht.

Durch die Erfolge wird sich Kohlschreiber auch in der Rangliste wieder verbessern. Eine Rückkehr auf die untere Challenger-Tour ist daher erst einmal nicht mehr nötig. «Für die Punkte, die ich hier mit dem Einzug ins Viertelfinale mache, hätte ich auf der Challenger Tour fünf oder sechs Matches gewinnen müssen», sagte Kohlschreiber.

Ausgeschieden ist dagegen Jan-Lennard Struff. Die deutsche Nummer zwei verlor im Achtelfinale gegen den US-Qualifikanten Marcos Giron mit 7:6 (7:1), 3:6, 4:6. Am Donnerstag hat noch Alexander Zverev die Chance, ins Viertelfinale einzuziehen. Die deutsche Nummer eins trifft auf den Franzosen Ugo Humbert.

Von Lars Reinefeld, dpa