Frust bei Fans und Schröder: Schalkes Kramer vor dem Ende?

Dem sportlichen Offenbarungseid folgte der verbale, als Frank Kramer sichtlich angeschlagen nach der desolaten DFB-Pokal-Niederlage von Schalke 04 bei der Pressekonferenz saß.

«Es macht mich fast sprachlos, wie wir dieses Spiel bestritten haben. Mit welcher Wehrlosigkeit wir da heute zu Werke gegangen sind, das ist mir ein Rätsel», räumte der 50 Jahre alte Chefcoach angesichts der 1:5-Zweitrunden-Niederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim ein.

Schröder: «Frank Kramer ist ein armer Hund»

Sportchef Rouven Schröder vermied in Sinsheim klare Aussagen zur sportlichen Zukunft Kramers. «Über Personalien möchte ich gar nicht reden», sagte er auf die Frage, ob Kramer am Sonntag im Bundesliga-Spiel des Abstiegskandidaten bei Hertha BSC noch auf der Bank der Gelsenkirchener sitzen werde. Man werde sich erst mal im Hotel «die Meinung sagen». Er forderte auch die Spieler dazu auf   – gegebenenfalls sogar bei einem Bier, das würde ja bekanntlich die Zunge etwas lockern.  

«Frank Kramer ist ein armer Hund. Wer möchte mit ihm tauschen im Augenblick?», sagte Schröder und schüttelte verzweifelt den Kopf. Nach zuletzt vier Bundesliga-Niederlagen in Serie, darunter das 0:3 am Freitag ebenfalls gegen Hoffenheim, hatte die sportliche Leitung um Schröder Kramer noch eine Gnadenfrist gewährt. Und nun? Auf die Frage, ob er an eine Chance glaube, in Berlin noch dabei zu sein, antwortete Kramer sarkastisch: «Da gab’s zu Überraschung aller noch keinen Austausch.»

Kramer: «Bin Teil der Mannschaft»

Ob er sich von der Mannschaft im Stich gelassen fühle?  «Das ist dann immer die Frage. Ich bin Teil der Mannschaft. Ich unterstelle jetzt einfach mal, dass die Spieler, aus welchem Grund auch immer, überrollt worden sind. Das Allerwichtigste ist der FC Schalke 04», sagte der Fußballlehrer, der im Sommer die Nachfolge von Interimstrainers Mike Büskens angetreten hatte und einen Vertrag bis 2024 besitzt. 

«Es war unbestritten die schlechteste Saisonleistung, schlechter geht’s ja auch nicht», sagte Kramer. Nur zaghaft wagten sich seine Spieler nach dem Abpfiff in Richtung Gäste-Kurve, der Chefcoach selbst blieb mit seinen Assistenten in der Nähe des Mittelkreises stehen. Die «Kramer raus!»-Rufe der mitgereisten Fans schallten ihm auch da entgegen.  

Vor 15.633 Zuschauern vorgeführt

Die Profis und auch Schröder müssen sich nach diesem Auftritt fragen, ob sie überhaupt erstligatauglich sind. Jedenfalls wurden die überforderten Schalker vor 15.633 Zuschauern in Sinsheim von den Hoffenheimern vorgeführt.  

«Einfach mal sagen: Das wird schon – das wird nicht. Das ist das, was wir der Mannschaft auch klar mitgeteilt haben: Dass es so nicht geht», sagte Schröder. In dieser Form werde man kein Spiel gewinnen. «Eines ist ja klar: Mit so einer Leistung können wir in Berlin nicht bestehen», ergänzte er noch. Dass er an diesem rabenschwarzen Tag Geburtstag hatte – seinen 47. – , daran wollte der Schalke-Sportchef an diesem Abend lieber nicht denken.

Ulrike John