Als nach dem Viertelfinal-Aus in Tokio die Frage nach den nächsten Olympischen Spielen in Paris kam, lachte Laura Ludwig kurz und verweigerte dann eine klare Ansage.
«Paris ist eine sehr schöne Stadt und es ist sehr nah zu Deutschland. Aber derzeit gibt es dazu nichts zu sagen, das ist zu früh. Wir haben 100 Prozent hier reingelegt», sagte sie am Dienstag nach dem 0:2 (19:21, 19:21) gegen das US-Team Alix Klineman/April Ross. Von Kopf bis Fuß noch sandig und enttäuscht über den verpassten Einzug ins Halbfinale wollten weder die Olympiasiegerin noch die ehemalige Hallenvolleyballerin Margareta Kozuch über Pläne für die Zukunft sprechen.
Paris schon in drei Jahren
«Klar stehen EM, DM und King of the Court an, da sind ganz viele Turniere, aber im Großen und Ganzen müssen wir uns erst mal zusammensetzen und gucken, wie wir überhaupt weiterfahren, wie viel Ruhe wir brauchen», sagte Ludwig. «Wie viel Bock oder Motivation man auch noch hat, das war sehr harte mentale Arbeit.»
Die Olympischen Spiele in Paris sind schon in drei Jahren. Kozuch wäre dann 37 Jahre alt, Ludwig 38. Das ist im Beachvolleyball kein Alter, in dem man nicht mehr zur Weltspitze zählen kann – Ross beispielsweise ging am Dienstag im Alter von 39 Jahren als Siegerin vom Platz. Am Willen und der Lust am Beachvolleyball wird es weder bei Kozuch noch bei Ludwig scheitern. Kozuch antwortete auf die Frage, ob sie den Sport weiterbetreiben wolle, mit einem sofortigen: «Auf jeden Fall.» Und auch Ludwig hat schon oft gesagt, dass es ihr schwerfalle, sich vorzustellen, nicht mehr aktiv zu sein.
Die Verantwortlichen im Deutschen Volleyball-Verband stellen sich die Frage, ob und wann Ludwig und ihr Ehemann und Trainer Imornefe Bowes ein zweites Kind haben möchten. Entsprechende Überlegungen hatte die Beachvolleyballerin schon vor Tokio öffentlich gemacht – sie müsste dann möglicherweise ein zweites Mal nach einer Baby-Pause angreifen. «Ob sie das mit zwei Kindern und einem kürzen Zyklus – und sie wird älter – noch mal schafft? 50:50 würde ich sagen», sagte Volleyball-Sportdirektor Niclas Hildebrand der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn sie auf dem Niveau zurückkommen würde, wäre die Tür für sie natürlich jederzeit weit offen.»
Erst Enttäuschung, dann Stolz
Bevor Ludwig sich selbst und allen anderen diese Fragen beantworten kann, muss sich aber erst einmal das Aus in Tokio verdauen. «Es ist gerade sehr enttäuschend, aber nach einer Nacht drüber schlafen können wir stolz sein», sagte die 35-Jährige. «Fünfter ist immer noch Fünfter bei Olympia. Das ist einfach cool, dass wir das geschafft haben. Das war unsere beste Platzierung dieses Jahr.»
Von den ursprünglich drei deutschen Duos in Japan ist damit nur noch das Team aus Julius Thole und Clemens Wickler im Wettbewerb. Die Vizeweltmeister treffen in ihrem Viertelfinale am Mittwoch (14.00 Uhr MESZ) in einer Neuauflage des WM-Finals von vor zwei Jahren auf Wjatscheslaw Krasilnikow und Oleg Stojanowski aus Russland. «Echt Respekt. Clemens und Julius sind der Wahnsinn, gerade auch in ihren jungen Jahren. Was die für eine Coolness mitbringen», sagte Ludwig. «Jetzt haben wir die Zeit, uns noch ein Spiel anzugucken morgen und wir werden da Vollgas geben und die nach vorne schreien.»