Fürth «eiskalt» bestraft – Bochum fühlt sich «angekommen»

Das Desaster bei der Bundesligarückkehr schmerzte alle bei der SpVgg Greuther Fürth. «Klar hat es wehgetan», gab Kapitän und Stürmer Branimir Hrgota nach dem krachenden 1:5 (0:2) beim VfB Stuttgart zu.

Trainer Stefan Leitl stellte sich sogar auf weitere Watschn ein. «Vielleicht wird die eine oder andere Klatsche noch dazu kommen. Wichtig ist, dass wir die eine oder andere Chance nutzen, um uns einen realistischen Kampf zu erarbeiten», sagte er.

Einen Schockmoment musste auch Mit-Aufsteiger VfL Bochum verarbeiten. Elf Jahre war der Revierclub in der Zweitklassigkeit gefangen. Aber es dauerte in Wolfsburg keine vier Minuten, bis ihm die lang ersehnte Bundesliga-Rückkehr gründlich verhagelt wurde. Routinier Robert Tesche lenkte einen Kopfball von Renato Steffen mit dem Arm an den Pfosten. Die Rote Karte habe «das Spiel über den Haufen geworfen», sagte Trainer Thomas Reis.

Bochum trotz Niederlage zuversichtlich

Die Umstände waren allerdings so widrig und die kämpferische Leistung in der zweiten Halbzeit so stark, dass die Bochumer nun trotz der 0:1-Niederlage zuversichtlich nach vorn schauen. «Die Mannschaft hat gezeigt, dass wir in der Bundesliga angekommen sind», sagte Reis. «Wenn wir weiterhin mit diesem Engagement auftreten, werden wir die nötigen Punkte holen.»

Die Fürther indes konnten wenig Zuversicht aus dem ersten Spieltag ziehen. Neun Jahre nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg präsentierten sich die Franken in der Defensive desolat. «Wir bekommen da jetzt keinen Knacks, wir sind verdient in der Bundesliga», erklärte Leitl nach dem schnellen Sturz ans Tabellenende. «Jeder muss wissen, dass wir nicht in die Bundesliga gehen und dort jede Mannschaft an die Wand spielen. Das wird ein Kampf bis zum Schluss.»

Irgendwie war also aus Fürther Sicht das Erwartbare geschehen, auch wenn sie sich natürlich das Erwartbare weniger belastend vorgestellt hatten. «Der Tag danach ist immer schlimmer», räumte Sportchef Rachid Azzouzi im TV-Sender Sky ein. «Wir waren schon vor der Runde abgestiegen, wir können es ja nur besser machen. Wir sind besser als das, was wir gezeigt haben. Wir brauchen eine gewisse Zeit, aber wir versuchen es», sagte Azzouzi.

Fürth muss schnell lernen

Die Fürther müssen eine steile Lernkurve hinlegen, wollen sie nicht frühzeitig abgehängt werden. «Wir können das alles schon realistisch einschätzen», sagte Leitl nach dem Warnsignal im Schwabenland. Der Fürther Coach weiß selbst nur zu gut, dass der Verein trotz des Aufstiegs Leistungsträger wie Anton Stach (Mainz 05), David Raum (Hoffenheim) oder Paul Jaeckel (Union Berlin) verloren hat.

Prüfsteine auf dem Weg zum ersehnten Klassenerhalt sind für die Fürther also Mannschaften wie der Gegner im ersten Heimspiel der Saison. «Für uns sind Spiele wie gegen Bielefeld die, die wir positiv bestreiten müssen, um uns Selbstvertrauen zu holen», sagte Leitl über die mit einem Remis gegen den SC Freiburg gestartete Arminia. «Das wird schwer, aber wir sind überzeugt, dass wir das schaffen können.»

Fürth will Dudziak

Fürth steht vor der Verpflichtung von Jeremy Dudziak vom Fußball-Zweitligisten Hamburger SV. Es seien noch «einige Dinge» zu klären, sagte Azzouzi über den im Mittelfeld und als Außenverteidiger einsetzbaren 25-Jährigen. «Es ist schon so, dass wir in Gesprächen sind mit dem Spieler und dem HSV. Aber wenn das klappt, kann es sein, dass er uns in den nächsten Tagen verstärken wird.»

Die Franken sind nach der Bundesligarückkehr auf der Suche nach weiteren Verstärkungen. Der «Bild» zufolge ist eine Ablöse von 700.000 bis 800.000 Euro für Dudziak im Gespräch, dessen Vertrag im Sommer 2022 ausläuft.

Trotz der Auftaktdämpfer kann den beiden Aufsteigern die Freude über die Auftritte auf der großen Bundesliga-Bühne so schnell niemand nehmen. Bochums Torwart Manuel Riemann sagte über sein persönliches Bundesliga-Debüt: «Das ist einfach geil. Samstag, 15.30 Uhr: Als ich mit viereinhalb Jahren angefangen habe, habe ich genau davon geträumt. Jetzt ist dieser Traum in Erfüllung gegangen.»

Von Martin Moravec, Nils Bastek und Sebastian Stiekel, dpa