Fußball wie eine «Droge» – Labbadia kehrt mit 1:1 zurück

Dieser befreiende Moment zeigte Bruno Labbadias Lust auf Bundesliga-Fußball. Jubelnd sprang der Trainer-Rückkehrer des VfB Stuttgart hoch, er ballte die Hände zusammen. Er schrie, als Serhou Guirassy das zwischenzeitliche 1:0 im aufreibenden Abstiegskampf gegen den FSV Mainz 05 gelang.

«Fußball ist ein geiles Spiel, wenn man gewinnt und wenn man Tore schießt. Wenn man sich da nicht freut, wäre man fehl am Platz. Das ist einfach ein schönes Gefühl, das kann man auch mal zeigen und rauslassen», erklärte Labbadia später, nachdem mit dem 1:1 (1:1) gegen die Mainzer am Ende ein wenig Ernüchterung eingekehrt und das erhoffte Achtungszeichen zum Auftakt einer englischen Woche mit der nächsten Aufgabe schon am Dienstag in Hoffenheim verpasst war.

Stuttgart mit Remis bei Labbadia-Rückkehr

Für mehr als diesen einen Jubel in der 36. Minute reichte es bei seinem ersten Bundesliga-Spiel seit zwei Jahren und dem Einstand in seiner zweiten Amtszeit beim VfB nicht. «Ich glaube, dass wir die drei Punkte einen Ticken mehr verdient gehabt hätten», bilanzierte Labbadia, der Coach des Drittletzten. Er sagte aber auch: «Wir wissen, dass wir noch Luft nach oben haben. Es gibt einen Grund, warum wir da stehen, wo wir stehen.»

Wegen der brenzligen Situation hatte der VfB im Dezember einen radikalen Schnitt gemacht, um das drohende Debakel eines erneuten Abstiegs zu vermeiden. Fabian Wohlgemuth löste Sven Mislintat als Sportdirektor ab, Labbadia kam als Nachfolger von Pellegrino Matarazzo und Interimscoach Michael Wimmer. Und das, obwohl der Abstiegskampf «keinen Spaß» mache, wie er einräumte.

Er habe sich in den letzten Jahren auch immer wieder «das Recht rausgenommen, viele Sachen abzusagen», berichtete Labbadia. Aber Fußball sei auch wie eine «Droge». Deswegen ist Labbadia jetzt wieder da – zwei Jahre nach seinem Aus bei Hertha BSC. Dementsprechend konzentrierte sich das Interesse in der Fragerunde mit den Journalisten nach dem Remis auf den Rückkehrer und Gastgeber-Trainer, so dass Labbadia seinen Mainzer Kollegen Bo Svensson schmunzelnd fragte: «Bo, bist du eingeschlafen?»

Labbadia hat als Trainer reichlich Erfahrungen angehäuft, sei es unter anderem in Hamburg, Wolfsburg, Berlin oder bei seiner ersten Station in Stuttgart zwischen Dezember 2010 und August 2013. Die soll er nutzen, um die Schwaben zu stabilisieren. «Durch die WM gab es genug Zeit, um der Mannschaft einen Input zu geben. Das war bitter nötig», sagte er bei Sky.

Anton: «Müssen konsequenter vor dem Tor sein»

Gegen Mainz sah er vor 45.903 Zuschauern ein Spiel mit vielen Unsicherheiten auf beiden Seiten und kaum spielerischen Höhepunkten in der ersten Hälfte. Die Gastgeber taten sich auch unter dem neuen Coach schwer im Spielaufbau. Es fehlte an Kreativität, Klarheit und Präzision. Die Führung fiel überraschend: Erst raufte sich Labbadia noch die Haare, als Guirassy die bis dahin beste VfB-Chance vergab. In der direkt folgenden Szene flippte er dann im positiven Sinne aus. Über Naouirou Ahamada und Wataru Endo kam der Ball erneut zu Guirassy, der gekonnt vollstreckte.

Mit einer Führung gingen die Schwaben aber dennoch nicht in die Pause, weil Ahamada den Mainzer Leandro Barreiro im Strafraum traf und es nach Videobeweis den Elfmeter gab, den Marcus Ingvartsen mit links ins linke untere Eck sicher verwandelte (40.). In der zweiten Hälfte traten die Gastgeber im Angriff engagierter auf, vergaben aber manche Chance. Doch auch der Mainzer Aymen Barkok hatte Pech bei einem Lattenschuss (55.) – ebenso wie Guirassy fünf Minuten später für die Stuttgarter. Der eingewechselte Josha Vagnoman hätte noch kurz vor Schluss für den Sieg sorgen können.

«Wir müssen einfach noch konzentrierter und konsequenter vor dem Tor sein» , forderte Waldemar Anton bei Sky. Labbadia sei ein «super Coach», meinte er: «Er findet eine gute Mischung aus Spaß und Ernsthaftigkeit, das, was wir brauchen und bis jetzt arbeiten wir unter ihm sehr gut.»

Kristina Puck, dpa