Der unbändige Ehrgeiz der zweimaligen Hindernis-Europameisterin Gesa Krause hat in der Babypause und durch die Geburt ihrer Tochter Lola Emilia nicht gelitten.
«Mit einem Kind braucht man mehr Lockerheit, aber dem Ehrgeiz tut das keinen Abbruch», versicherte die 3000-Meter-Hindernisläuferin. «Wenn der einmal da war, geht er nicht durch eine Schwangerschaft verloren.» Beim Silvesterlauf am Sonntag (15.00 Uhr) in Trier startet Krause ihr Comeback mit Ziel vierte Olympia-Teilnahme 2024 in Paris.
«Das ist der erste richtige Wettkampf. Das Pensum im Training wird immer mehr und ich bin schon in einer guten Form», sagte Krause. «Ich freue mich, dass es wieder richtig losgeht.» Bei ihrem bislang letzten Start bei den Weltmeisterschaften 2022 in Eugene hatte sie das Gegenteil erlebt. Geschwächt durch eine Drüsen-Erkrankung wurde das Final-Rennen zur Tortur, in dem sie als Medaillenkandidatin abgeschlagen auf Rang 15 landete. Danach sagte sie für die Heim-EM in München und wegen der Schwangerschaft für die WM 2023 in Budapest ab.
«Ich habe ja nie so richtig aufgehört»
«Jetzt ist sie hoch motiviert. Ich hoffe, dass sie zu alter Form zurückkommt», sagte Coach Wolfgang Heinig. Das Training sei seit der Niederkunft im April planmäßig vorwärtsgegangen: «Ich hoffe, sie kann wieder in die Region kommen, wo sie vor zwei, drei Jahren war. Zumindest wird sie nicht hinterherlaufen.»
Das glaubt auch Gesa Krause nicht. «Ich habe ja nie so richtig aufgehört», betonte die WM-Dritte von 2015 und 2019. «Ich habe zehn Tage nicht trainiert, war nach der Geburt schnell wieder auf dem Crosstrainer und bin vier Wochen danach wieder gelaufen», berichtete sie. «So richtig rausgekommen bin ich gar nicht.» Sie habe viele Jahre trainiert und das stecke in ihren Beinen: «Der Körper erinnerte sich daran. Von daher klappt alles ganz gut.»
Die dreimalige Olympia-Finalistin und Fünfte der Tokio-Spiele 2021 will aber nicht nur mitlaufen, sondern die Rückkehr in die Weltspitze schaffen. Dabei wird die Chance auf einen vorderen Platz oder gar eine Medaille bei den Europameisterschaften vom 7. bis 12. Juni in Rom ohne afrikanische Konkurrenz weitaus größer sein als bei den Paris-Spielen.
«Selbstverständlich ist Olympia das Highlight. Aber für Gesa, die zweimal den Titel gewonnen hat, ist das wieder auf das Podest kommen bei der EM ein großes Ziel», meinte Heinig. Darauf hofft auch die Leichtathletin vom Verein Silvesterlauf Trier: «Es wäre schön, in Rom einigermaßen erfolgreich zu sein. Aber erst die Qualifikation schaffen, dann die Kür.»
Kein Doppelstart bei Hallen-DM
Die Grundlage für ihre Pläne und Hoffnungen will sie in der Hallensaison schaffen. «Es sind nicht meine Spezialdisziplinen, aber ich werde über 800, 1500 und 3000 Meter antreten, um wieder die Wettkampfspannung und -aufregung sowie Muskelkater zu spüren und gewappnet zu sein, was mich danach erwartet», erklärte Krause.
Dabei ist der Start bei den deutschen Hallen-Meisterschaften am 17. und 18. Februar in Leipzig geplant, aber mit Ärger verbunden. Der deutsche Verband lässt keinen Doppelstart zu. «Für Athleten im absoluten Spitzenbereich ist das ein Unding, zumal immer von fehlender Wettkampfhärte geredet wird», schimpfte Heinig. «Vom Zeitplan her wäre es möglich.»
Abgesehen davon wird die Rückkehr in die Hindernis-Elite Europas und der Welt nicht einfach, zumal es in Deutschland Konkurrentinnen gibt wie Lea Mayer, die bei der EM 2022 Silber gewann und Zeiten um 9:15 Minuten laufen kann. Außerdem sind in der Weltrangliste 2023 16 Läuferinnen aufgeführt, die unter 9:15 Minuten geblieben sind, darunter vier aus Europa. Und vier Afrikanerinnen Zeiten rannten unter neun Minuten – eine Welt für sich.
Gesa Krause, die deutsche Rekordhalterin mit 9:03,20 Minuten ist, lief zuletzt 2021 dreimal unter 9:15 Minuten. Spätestens am 6. August in Paris, zwei Tage nach ihrem 32. Geburtstag, wird sich zeigen, ob die Mission Olympia erfolgreich gewesen ist. «Mal schauen, was sie auf die Straße zaubern kann», sagte Trainer Heinig.