Geisterspiele und 2G-Pläne: Druck auf Profifußball steigt

Geisterspiele in Sachsen, drastische Einschränkungen in Bayern und eine emotionale Debatte über eine Impfpflicht für Fußballprofis: Die Rückkehr zur Normalität hielt im Fußball nur kurz an. Das Dauer-Thema Corona hat Deutschlands Sportart Nummer eins wieder fest im Griff.

Angesichts der stark steigenden Infektionen wird längst über ein 2G-Modell für Aktive diskutiert. Dabei geht es – auch ausgelöst durch die Äußerungen des ungeimpften Nationalspielers Joshua Kimmich – um die Vorbildrolle im Fußball. Für neue Brisanz könnte da der Fall des inzwischen bei Werder Bremen zurückgetretenen Trainers Markus Anfang sorgen, sollte sich der Verdacht bei dem 47-Jährigen bestätigen, ein gefälschtes Impfzertifikat benutzt zu haben.

Anfang bat – wie auch sein Co-Trainer Florian Junge – am Samstag um Auflösung seines Vertrages und kam damit wohl einer Entlassung zuvor. Gegen beide Trainer laufen staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Anfang, der die Vorwürfe bislang vehement bestritt, sollte eigentlich am Samstag beim Zweitliga-Topspiel gegen den FC Schalke 04 auf der Bank sitzen – bei ausverkauftem Haus mit 42.100 Fans.

Wieder leere Stadien

Solche Bilder könnten in Deutschland bald der Vergangenheit angehören, in Sachsen ist damit bereits ab Montag Schluss. Der Freistaat untersagt von Montag an angesichts rasant steigender Corona-Zahlen wieder Zuschauer im Profisport, teilte die Regierung im Zuge des drastischen Maßnahmen-Katalogs mit. Die Regelungen, zu denen auch Geisterspiele zählen, gelten zunächst bis zum 12. Dezember. Vizemeister RB Leipzig spielt damit am 28. November gegen Bayer Leverkusen und am 11. Dezember daheim gegen Borussia Mönchengladbach genauso vor leeren Rängen wie in der Champions League gegen Manchester City am 7. Dezember. Zweitligist Dynamo Dresden kann immerhin am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf noch einmal vor Publikum spielen.

Auch in Bayern tritt Ministerpräsident Markus Söder auf die Bremse. Angesichts der dramatischen Corona-Lage dürfen Kultur- und Sportveranstaltungen in Bayern nur noch in deutlich kleinerem Rahmen stattfinden. Söder sprach von einer Auslastung von maximal 25 Prozent an Zuschauern. Die 26.000 Fans, die noch am Freitagabend in Augsburg Bundesliga-Fußball sahen, werden sich zumindest in Bayern nicht so schnell wiederholen.

Impfpflicht für Fußballprofis

Nationalspieler Kimmich hatte die 1:2-Pleite in Augsburg aus seiner Quarantäne verfolgen müssen. Der ungeimpfte Bayern-Profi, der wegen seines Impfstatus wochenlang die Schlagzeilen bestimmt hatte, fehlte wie zuletzt bei zwei Länderspielen, weil er sich als Kontaktperson zweimal in Quarantäne begeben musste. Bayern-Trainer Julian Nagelsmann sagte am Freitagabend angesprochen auf die Debatte um eine Impfpflicht im Fußball der ARD: «Ich weiß nicht, warum Profisportler jetzt eine Impfpflicht brauchen und andere nicht.»

Genau das fordert aber zunehmend die Politik. Wenn im Stadion das 2G-Modell (Geimpfte und Genesene) gelte, solle dies auch für Aktive in Betracht gezogen werden. Nach Söder (CSU) und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) äußerte sich nun auch der in der Bundesregierung tätige CSU-Politiker Stephan Mayer.

«Es ist aus meiner Sicht den Zuschauern nicht zu vermitteln, dass für sie und auf den Tribünen zu Recht die 2-G-Regel gilt, aber die Spieler auch ungeimpft am Spielbetrieb teilnehmen können», sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Deshalb halte ich eine Impfpflicht für Fußballprofis für vertretbar und geboten.»

Lebensgefährlich sich nicht impfen zu lassen

Söder hatte 2G für den Profifußball als «sinnvoll» beschrieben, auch wenn das rechtlich schwierig durchzusetzen sei. «Es ist ein lebensgefährliches Unterfangen, sich nicht zu impfen», sagte Söder. Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz sieht dabei die Vorbildrolle des Fußballs. Gleichwohl sagte der Keeper in der ARD mit Blick auf Kimmich: «Ich bin auch kein Fan der Impfung, aber ich kann auch die dritte nehmen, wenn ich muss, weil ich jedes Bundesligaspiel genießen will und jede Woche einfach auf dem Platz stehen will.»

Von Patrick Reichardt und Stefan Tabeling, dpa