Marco van Basten, Ruud van Nistelrooy, Robin van Persie – die Liste niederländischer Topstürmer ist lang. Ganz zu schweigen von all den Flügelflitzern wie Arjen Robben und Co.
Doch dass die Niederländer zuletzt etwas schwächelten hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass kein Angreifer von Weltklasse-Niveau mehr im Kader stand. Wirklich internationalen Top-Ansprüchen genügt aktuell nur Memphis Depay – weshalb sich vor dem ersten Gruppenspiel der Fußball-Europameisterschaft gegen die Ukraine am Sonntag (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) in Amsterdam auch alle Blicke auf den 27-Jährigen richten.
Bondscoach de Boer baut auf Depay
«Wir haben die letzten beiden Turniere verpasst, jetzt sind wir endlich wieder da», sagte Depay voller Vorfreude mit Blick auf die paneuropäische EM. Dass die fußballverrückten Niederländer vor allem auf ihn schauen, stört den Stürmer von Olympique Lyon nicht. «Ich mache mir keinen Druck. Jede neue Aufgabe ist eine Herausforderung, wir müssen sie als Team angehen», sagte Depay. «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich besonders unter Druck stehe.»
Doch wenn Depay nicht trifft, könnte das Weiterkommen für das Oranje-Team selbst in der machbar erscheinenden Gruppe C mit den Gegnern Ukraine, Österreich und Nordmazedonien kein Selbstläufer werden. In der holprigen Vorbereitung war Depay der einzige, der wirklich zu überzeugen wusste. Beim 2:2 gegen Schottland erzielte er beide Treffer, auch beim 3:0 in der Generalprobe gegen Georgien war er zur Stelle. «Memphis ist gut drauf», lobte Bondscoach Frank de Boer seinen Star-Stürmer.
Depay könnte der «Leader von Oranje» sein
Schon beim letzten großen Turnier, an dem die Niederländer bis zur jetzt laufenden EM teilnahmen, war Depay dabei. Bei der WM 2014 in Brasilien erzielte er als damals 20-Jähriger in vier Einsätze zwei Treffer und hatte damit auch seinen Anteil am überraschenden dritten Platz der Elftal unter Trainer Louis van Gaal.
«2014 und 2021 kann man aber nicht miteinander vergleichen. Ich bin als Spieler und Mensch gewachsen», sagte Depay, der vor sieben Jahren im Schatten von Spielern wie Robben, van Persie oder Wesley Sneijder stand. Letzterer ist ein großer Fan von Depay, der kurz vor einem Wechsel zum FC Barcelona stehen soll. Auch Juventus Turin soll Interesse haben. «Er hat es in sich, um der Leader von Oranje zu sein», sagte Sneijder der Zeitung «De Telegraaf».
Der ehemalige Spielmacher vergleicht Depay auch mit sich selbst in seiner aktiven Zeit. «Ich habe keinen Druck gefühlt, wollte genau wie er einfach nur Spaß haben», sagte Sneijder. «Und Fußball spielen ist das Schönste, was es gibt. Memphis strahlt auch aus, dass der Ball ihn glücklich macht.»
Diese Leichtigkeit will der Stürmer nun auch seinen Mitspielern vermitteln. Für die meisten ist es der erste Auftritt auf der großen Fußball-Bühne. «Wir müssen es auch genießen, bei der EM dabei zu sein. Das sage ich den Jungs auch immer wieder», sagte Depay.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
NIEDERLANDE: 1 Stekelenburg – 22 Dumfries, 17 Blind, 6 de Vrij, 25 Timber, 5 Wijndal – 15 de Roon, 8 Wijnaldum, 21 de Jong – 19 Weghorst, 10 Depay
UKRAINE: 1 Buschtschan – 21 Karawajew, 13 Sabarny, 22 Matwijenko, 16 Mykolenko – 17 Sintschenko, 5 Sidortschuk, 8 Malinowski – 7 Jarmolenko, 9 Jaremtschuk, 20 Subkow
Schiedsrichter: Felix Brych (Deutschland)