Gerland und der Kirschbaum: «Müssen üben, üben, üben»

Fußball-Nachwuchsexperte Hermann Gerland vermisst bei Kindern und Jugendlichen elementare sportliche Fähigkeiten des Alltags. Den normalen Sport des Lebens, den sie früher alle gemacht hätten, würden viele nicht mehr machen, sagte der langjährige Amateur- und Co-Trainer des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München in einem Interview der Zeitungen der «Funke Mediengruppe».

«Aber heute können die Kinder ja gar nicht mehr über den Zaun klettern – wenn die oben sind, wissen die nicht, wie sie runterkommen. Dann holen sie das Handy raus und rufen ihre Eltern an. Ich musste vom Kirschbaum runterspringen, weil sie mit einem Luftgewehr auf mich geschossen haben», erklärte der 68 Jahre alte ehemalige Bundesliga-Profi des VfL Bochum.

Damit reagierte Gerland auf eine Aussage von U20-Bundestrainer Hannes Wolf. Der 41-Jährige kritisierte, dass in Deutschland viele Kunstrasenplätze abgesperrt seien und Kinder dort in ihrer Freizeit nicht spielen könnten. «Ein Kind, das neben dem Platz wohnt, muss schon über den Zaun klettern und fürchten, dass die Eltern verklagt werden», sagte Wolf.

Die beiden Trainer plädieren für ein Umdenken bei der Fußball-Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Man müsse viel mehr mit dem Ball und in kleinen Gruppen arbeiten, um ihnen nicht den Spaß am Spiel zu nehmen. Es brauche Wiederholung, Intensität und Freude, das gelinge durch kleine Spielformen, sagte Wolf. «Wenn die Kinder und Jugendlichen viele Ballkontakte haben und auf Tore spielen, dann haben sie Freude, dann werden sie besser», fügte er an.

Nach Ansicht Gerlands würden Top-Talente wie Florian Wirtz von Bayer Leverkusen sich auch unter den derzeitigen Trainingsformen durchsetzen und oben ankommen. «Die Topleute werden immer entstehen, aber es gibt welche, die schwächer sind. Die können top werden durch ein herausragendes Training. Wir müssen üben, üben, üben», erklärte er.