Glanz, Rekord und Blech: Ski-WM endet «mit Beigeschmack»

Goldrausch im Skispringen, silberne Serie in der Nordischen Kombination und das ersehnte Ende einer zwölf Jahre anhaltenden Flaute im Langlauf: Das deutsche Team kann auch ohne zählbare Erfolge am Schlusswochenende mit großer Zufriedenheit die kurze Heimreise von der WM im slowenischen Planica antreten.

Summa summarum zwölf Medaillen bedeuten nicht nur eine Verdopplung der Ausbeute von vor zwei Jahren bei der Heim-WM in Oberstdorf, sondern auch einen deutschen Rekord bei Nordischen Ski-Weltmeisterschaften.

Althaus gewinnt drei Goldmedaillen im Einzel

«Gesamt gesehen sind wir mega zufrieden», sagte Teammanager Horst Hüttel, der die Bereiche Skispringen und Kombination verantwortet – und im Frühjahr einen neuen Kombinierer-Bundestrainer suchen muss, weil Hermann Weinbuch nach über zwei Jahrzehnten seinen Rückzug zum Saisonende erklärte. Ein WM-Titel zum Abschluss seiner Laufbahn blieb dem 62 Jahre alten Erfolgstrainer verwehrt.

Während die Stimmung im malerischen Tal der Schanzen im Verlauf der WM immer besser und euphorischer wurde, erlebte das deutsche Team um Dreifach-Weltmeisterin Katharina Althaus die großen Höhepunkte bereits in der ersten Woche. «Der letzte Tag ist mit einem bitteren Beigeschmack. Die erste Woche war überragend, das hätten wir so auch nicht kommen sehen», sagte Skispringer Karl Geiger, der sich am Samstag mit Markus Eisenbichler, Andreas Wellinger und Constantin Schmid mit Rang fünf im Teamspringen begnügen musste.

Einen Tag nach dem WM-Titel des umjubelten Timi Zajc legte Gastgeber Slowenien mit dem Sieg im Teamspringen vor Norwegen und Österreich noch einmal Gold nach. Der Deutsche Skiverband (DSV) hakte diese Niederlage schnell ab und sprach stattdessen knapp zwei Monate nach der verkorksten Vierschanzentournee von einer sportlichen Wiederauferstehung. «Es haben uns jetzt zehn Tage lang alle Nationen der Welt gratuliert. Die letzten zwei Tage haben wir mal den anderen gratulieren dürfen», beschrieb Funktionär Hüttel.

Zwar holten Wellinger (Silber) und Geiger (Bronze) ihre Einzelmedaille, zum großen deutschen Skisprung-Star von Planica wurde aber Althaus. Die 26 Jahre alte Allgäuerin gewann innerhalb von vier Tagen drei Goldmedaillen im Einzel, im Team sowie im Mixed und ließ dann Bronze von der Großschanze folgen. Althaus ist gefragt wie selten zuvor: Auf die Rückkehr nach Oberstdorf am Freitag folgte eine Live-Schalte im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF am Samstagabend. «Es ist wahnsinnig cool. Ich hatte daheim einen kleinen Empfang von meiner Familie und meinen Freunden, die mich überrascht haben», sagte Althaus nach den goldenen Tagen von Planica.

Norwegen dominiert bei den Kombinierern

Das Kombinierer-Team holte zwar angeführt von Julian Schmid und Nathalie Armbruster vier Silbermedaillen, doch an Norwegen um Vierfach-Weltmeister Jarl Magnus Riiber und Gyda Westvold Hansen führte überhaupt kein Weg vorbei. Bewegt kündigte Weinbuch am Samstag am ARD-Mikrofon seinen Rückzug an, er soll dem DSV aber bis zu den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo in anderer Funktion erhalten bleiben. «Für die Zukunft ist gesorgt», sagte Weinbuch mit Blick auf den 23 Jahre alten Schmid und Olympiasieger Vinzenz Geiger (25).

Das gilt auch für die Langläuferinnen und Langläufer, die in den Staffeln Silber (Frauen) und Bronze (Männer) abräumten. «Wir müssen zufrieden sein mit dem Zwischenschritt, den wir gemacht haben. Rein von der Medaillenfarbe schaut es ja schlechter aus als bei Olympia. Aber, wenn man ehrlich ist, ist es ein weiterer Schritt nach vorne», sagte Teamchef Peter Schlickenrieder. In Peking standen am Ende Olympia-Gold im Teamsprint der Frauen und Silber in der Frauen-Staffel.

Dass Hoffnungsträgerin Katharina Hennig über die 30 Kilometer am Samstag nichts mit den Medaillen zu tun hatte und als Vierte im Skiathlon knapp an den Medaillen vorbeigeschrammt war, war durch die Teamerfolge besser verschmerzbar. Über 4300 Tage hatte das Team seit 2011 in Oslo auf WM-Edelmetall warten müssen – dann gab es gleich zwei Podestplätze innerhalb von 24 Stunden. Vor allem die Männer-Staffel wirkte vollkommen überwältigt. «Jetzt sind wir nicht mehr nur die kleinen Langläufer in Deutschland, jetzt haben wir auch eine fucking Medaille», sagte Janosch Brugger.

Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa