Gleiche Qual, gleiches Preisgeld – Triathletin Haug dankbar

Sie leiden meist gemeinsam. Erst recht bei der Weltmeisterschaft auf Hawaii. Jahrzehnte war das so. Frauen und Männer, einzig getrennt durch verschiedene Startzeiten. Einfluss auf das Rennen selbst hat das für die erste deutsche Ironman-Weltmeisterin kaum gehabt.

«Wir starten ja in der Regel fünf bis zehn Minuten hinter den Profi-Männern, und da die Qualität der Starter so hoch ist, vermischen oder beeinflussen sich die beiden Rennen eigentlich so gut wie gar nicht», sagt Anne Haug der Deutschen Presse-Agentur.

3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen – für die Frauen wie für die Männer. Ultimative Gleichberechtigung im Triathlon. Selbst wenn der Name der Marke Ironman recht eingeschlechtlich daherkommt: Auch bei den Weltmeisterschaften, ob auf Hawaii, in St. George oder neuerdings in Nizza bekommen Frauen und Männer die gleichen Prämien. Dasselbe gilt für die halbe Distanz 70.3 – sie entspricht den zurückzulegenden Meilen.

Viel Preisgeld im kostenintensiven Sport

Und überhaupt: «Sehr viel, hoffe ich», antwortet Haug auf die Frage, was andere Sportarten in Sachen Gleichberechtigung vom Triathlon noch lernen könnten. «Ich bin wirklich sehr dankbar, dass der Triathlonsport schon so weit ist, gleiche Leistung gleich zu entlohnen», sagt die Ironman-Weltmeisterin von 2019 und dreimalige WM-Dritte. Erfolge, die ihr neben viel Ruhm ordentlich Preisgeld in einem allerdings auch sehr kostenintensiven Sport beschert haben.

125.000 US-Dollar, umgerechnet rund 116.165 Euro, bringt ein Ironman-Titel, 65.000 US-Dollar (rund 60.400 Euro) gibt es für Platz zwei, 45.000 US-Dollar (rund 41.800 Euro) für Rang drei. Egal, ob bei den Männern oder bei den Frauen. Und auch bei der Professional Triathlon Organisation, deren Weltrangliste Haug bei den Frauen vor dieser Saison anführt, gilt: gleiches Geld für Männer und Frauen. Die Challenge Serie macht das nicht anders.

Aber wie sieht es beim Thema Vermarktung mit der Gleichberechtigung aus? «Das kann ich so direkt gar nicht beurteilen, da ich die Zahlen, die für das gleiche Sponsoring-Produkt an meine männlichen Kollegen fließen, nicht kenne», sagt Haug und ergänzt: «Ich kann nur sagen, dass ich froh bin, so gute und treue Sponsoren zu haben, die es mir ermöglichen, meinen Sport professionell betreiben zu können.»

Trainingslager auf Lanzarote

Darunter fällt auch ihr Trainingslager aktuell auf Lanzarote. Auf der Kanaren-Insel bereitet sich die vor allem für ihre Laufstärke bekannte Weltklasse-Athletin auf die Saison vor – mit dem Höhepunkt am 14. Oktober auf Hawaii. Diesmal ohne Rennen der Männer. Die sind gut einen Monat vorher am 10. September in Nizza am Start.

Eine Entscheidung, die für Unruhe und große Diskussionen sorgte und weiter sorgt, nachdem wegen der Vielzahl an qualifizierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern nach zwei Hawaii-Absagen durch die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr bereits das Feld aufgeteilt worden war. Die Profi-Frauen waren zusammen mit den Altersklassenathletinnen an einem Donnerstag gestartet, aufgefüllt wurde das Feld noch mit Altersklassen der Männer. Die Profi-Athleten waren am Samstag dran.

Nicht nur Ladies first, sondern Ladies only heißt es diesmal auf Hawaii. Durch die neue Regelung wird das Kontingent für das Frauen-Rennen auch noch mal größer, was den Ironman-Veranstaltern en passant auch noch mehr Startgelder bringt.

Reine Frauen-WM-Rennwoche in Kona

«Wir bekräftigen unser Engagement für ein eigenes Weltmeisterschaftsrennen für Frauen und Männer, die jeweils ein exklusives Rampenlicht auf ihr Rennen erhalten», hatte Ironman-Geschäftsführer Andrew Messick bei der Bekanntgabe gesagt: «Wir freuen uns auf die erste reine Frauen-WM-Rennwoche in Kona.» Im kommenden Jahr starten die Frauen an der Côte d’Azur, die Männer auf Hawaii. Bis einschließlich 2026 wird rotiert.

«Keine Ahnung, ob es ein Vorteil, Nachteil oder nichts von beiden ist. Wir werden uns erst am 15. Oktober nach dem Rennen ein Urteil darüber erlauben können», sagt Haug zum Frauen-Auftakt. «Ich denke, es könnte ein Problem sein, dass Sponsoren vielleicht den weiten Weg nicht auf sich nehmen für nur ein Rennen.» Vielleicht sei die mediale Aufmerksamkeit auch nicht mehr ganz so groß.

Haug, die am 20. Januar ihren 40. Geburtstag feiert, richtet ihre Planung deswegen aber nicht nach einem Zwei-Jahres-Hawaii-Rhythmus aus: «Eine WM ist für mich eine WM», betont die Sportlerin aus Bayreuth: «Egal wo sie stattfindet.»

Jens Marx, dpa