Gnabry erlöst Bayern am Müller-Gedenktag

Erstmals nach langer Zeit konnte Matchwinner Serge Gnabry mit seinen Bayern-Kollegen in der Allianz Arena wieder auf eine Jubelrunde vor die zurückgekehrten Fans gehen.

Am Gedenktag für die verstorbene Torjäger-Legende Gerd Müller schossen die Münchner Serienmeister allerdings nur mit großer Mühe den ersten Saisonsieg in der Bundesliga heraus. Beim 3:2 (0:0) gegen den 1. FC Köln tat sich der Favorit im Münchner Regen arg schwer und verspielte zwischenzeitlich sogar eine 2:0-Führung. «Das Ergebnis ist gut, das Spiel aber war viel zu wild», kommentierte Julian Nagelsmann.

Nationalspieler Gnabry bewahrte den neuen Bayern-Coach vor einem verpatzten Heimdebüt und hämmerte den Ball in der 71. Minute mit voller Wucht zum erlösenden Siegtreffer in die Maschen.

Musiala-Einwechslung bringt Schwung

Erst mit Youngster Jamal Musiala für den enttäuschenden und ausgepfiffenen Leroy Sané kamen die Münchner nach der Pause vor erstmals wieder 20.000 zugelassenen Zuschauern offensiv in Fahrt. Weltfußballer Robert Lewandowski (50. Minute) nach einem dynamischen Sololauf von Musiala und Gnabry (59.) nach Flanke von Thomas Müller trafen nacheinander.

«Köln scheint mir zu liegen», sagte Doppel-Torschütze Gnabry bei DAZN, räumte aber ein: «Wir sind in der ersten Halbzeit in viele Konter gelaufen. Nach der Pause haben wir es besser gemacht und verdient gewonnen.» Kölns Trainer Steffen Baumgart lobte seine Mannschaft, haderte aber mit dem Resultat: «Wir nehmen viel mit – leider keine Punkte.» Man habe «nicht verlieren» müssen.

Köln zeigt Moral

Überraschend stand beim Rekordmeister doch Manuel Neuer im Tor – und das trotz einer beim Gewinn des Supercups gegen Borussia Dortmund zugezogen Kapselverletzung am Sprunggelenk. «Der Druckschmerz» am Fuß sei tolerabel gewesen, berichtete Nagelsmann. Neuer war lange kaum gefordert – und dann innerhalb kürzester Zeit zweimal chancenlos.

Mit einem Doppelschlag glich Kölns Sturmduo Anthony Modeste (60.) und Mark Uth (62.) zum 2:2 aus. Beim ersten Gegentor unterlief Niklas Süle ein Stellungsfehler. Und beim direkt folgenden zweiten kam der neue Innenverteidigerkollege Dayot Upamecano gegen Uth zu spät.

«Schön, dass er da mal schläft», dankte Uth dem Franzosen Upamecano und stöhnte: «Schade, dass wir keinen Punkt mitnehmen.» Baumgart lobte die Moral und den Arbeitseifer: «Die Jungs sind nach dem 2:0 der Bayern nicht weggebrochen, sondern zurückgekommen», sagte er.

Hoeneß würdigt Gerd Müller

Vor dem Anpfiff und einer Gedenkminute würdigte Ehrenpräsident Uli Hoeneß seinen langjährigen Weggefährten und einstigen Sturm-Partner Gerd Müller in einer persönlichen Ansprache auf dem Arena-Rasen. De am 15. August im Alter von 75 Jahren gestorbene «Bomber» sei einer derjenigen gewesen, die «dem FC Bayern das Siegen beigebracht» hätten, sagte der 69 Jahre alte Hoeneß.

Dieses Siegen fiel den Münchner Profis der Gegenwart um den aktuellen Top-Torjäger Lewandowski arg schwer. Der Rückenwind des Supercup-Gewinns gegen Dortmund stellte sich lange nicht ein. Ungewöhnlich viele Fehlpässe schlichen sich gerade in der ersten Hälfte ins Spiel ein. Es gipfelte in Pfiffen nach dem x-ten Ballverlust von Sané. Der Nationalspieler war aber nicht der einzige Münchner, dem der Ball einfach nicht gehorchen wollte.

Sanés Auswechslung zur Pause war dennoch nachvollziehbar. Der 18-jährige Musiala belebte das Offensivspiel als Ersatz nachhaltig. Defensiv fehlte den Münchnern aber wie schon in der vergangen Spielzeit die Stabilität und Souveränität. Kölns Trainer Baumgart hatte nach dem 3:1-Auftaktsieg gegen Hertha BSC auch in München einen mutigen Spielansatz gewählt. Die Rheinländer pressten immer wieder, suchten den Vorwärtsgang, verpassten aber einen überraschenden Punktgewinn. Der gute Timo Horn im Tor hielt sein Team mit etlichen Paraden, etwa gegen Süle und Lewandowski, bis zum Abpfiff im Spiel.

Von Klaus Bergmann, dpa