Goldenes Finale: Frauen-Staffel und Weber bei EM gefeiert

Die deutsche Fahne war zum Abschluss der Leichtathletik-Europameisterschaften in München noch einmal ein begehrtes Kleidungsstück.

Die Sprint-Staffel der Frauen um Gina Lückenkemper und Speerwerfer Julian Weber hüllten sich in schwarz-rot-goldene Flaggen und feierten ihre Titel zum Abschluss der EM. Insgesamt sieben Mal Gold holten die Gastgeber – noch einmal mehr als vor vier Jahren in Berlin. Insgesamt 16 Medaillen gab es vor den euphorisierten heimischen Fans.

Imagegewinn für Leichtathletik

Zwar werden die künftigen Fördermittel durch den Bund auf der Basis von einmal Gold und einmal Bronze bei der enttäuschenden WM vor einem Monat in den USA berechnet. Doch die Heim-Europameisterschaft brachte der Sportart hierzulande einen Imagegewinn, der in Zahlen kaum zu bemessen ist.

«Ich glaube, man hat jetzt gesehen, worauf wir uns vorbereitet haben und auch warum. Es war eine einzigartige Stimmung hier in München», sagte Sprinterin Alexandra Burghardt. «Und ich glaube auch, dass das jetzt die beste Werbung war, die wir für unsere Sportart machen konnten», fügte die Startläuferin hinzu. Für die 28-Jährige ist es ein besonderes Jahr: Bei den Olympischen Winterspielen gewann Burghardt als Anschieberin Silber im Bob, nach WM-Bronze und EM-Gold mit der Staffel hat sie nun einen kompletten Medaillensatz. «Es ist wirklich wie ein Märchen», sagte Burghardt.

Lückenkemper: EM zeigt «Potenzial» der Sportart

Gleich zwei Titel nimmt Gina Lückenkemper aus der bayerischen Landeshauptstadt mit. Die 25-Jährige wollte unbedingt in der Staffel dabei sein, nachdem sie nach ihrem Einzeltitel wegen eines Sturzes im Ziel am linken Knie genäht werden musste. «Ich bin auch immer noch verletzt. Ich habe alles dafür gegeben, um mit den Mädels hier noch einmal gemeinsam auf der Bahn zu stehen», sagte Lückenkemper, die wie bei der WM auf Schlussläuferin Rebekka Haase übergab. Anstelle der diesmal verletzten Tatjana Pinto lief Lisa Mayer.

Die gebürtige Westfälin hofft nun auf eine nachhaltige Wirkung der Leichtathletik-Feiertage von München. «Es hat gezeigt, welches Potenzial in unserer Sportart steckt. Die Leute sind so mitgegangen», sagte Lückenkemper, die auch Team-Kapitänin war. Die nächsten Großereignisse werden es zeigen: Bereits in einem Jahr gibt es die nächste WM in Budapest, in zwei Jahren dann die EM in Rom und danach die Olympischen Spiele in Paris.

Julian Weber dürfte dann auf jeden Fall noch dabei sein. Kurz vor seinem 28. Geburtstag vergaß der Mainzer vor den 40.000 Fans Schmerzen in Schulter und Rücken und holte sich mit 87,66 Metern endlich die erste internationale Plakette. «Ich will seit Jahren diese Medaille. Ich hätte mir keinen schöneren Platz aussuchen können», sagte der Olympia- und WM-Vierte, der Nachfolger von Rio-Olympiasieger Thomas Röhler ist und das Fehlen des verletzten Ex-Weltmeisters Johannes Vetter kompensierte.

Weber hatte aus seinem WM-Auftritt gelernt und kam – wie so viele deutsche Athleten – getragen von den Zuschauern besser mit dem Druck zurecht. Der Männer-Sprintstaffel, die beim ersten Wechsel ausschied, gelang dies nicht. Die Frauen machten es dann besser. «Es hat so viel Spaß gemacht. Danke, München», sagte Lückenkemper zum Abschied.