Große Bayern-Töne: Kane will den Titel

Beim traditionellen Bayern-Bankett wurden die Stars mit tosendem Applaus empfangen. Von wegen Krise! Nach dem Prestige-Sieg im Fußball-Klassiker bei Manchester United ist die Stimmung beim FC Bayern plötzlich wieder bestens, die Klatsche von Frankfurt schon abgehakt.

Man sei «wieder da», stellte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen zufrieden fest, bevor er das Buffet eröffnete. Dreesen lobte die Mannschaft und dachte schon weiter: «Wir haben gezeigt, dass wir zurecht einer der großen Clubs sind, die auch Ambitionen auf den Sieg in der Champions League haben.»

Kapitän Manuel Neuer hatte sich nach dem kaum gefährdeten 1:0 im Old Trafford ähnlich selbstbewusst geäußert. «Mit unserer Mannschaft können wir alles erreichen», sagte Neuer, der in Manchester sein 700. Vereinsspiel – «eine tolle Marke» – absolviert hatte. Stürmerstar Harry Kane, der Kingsley Comans Siegtor mit einem Traumpass vorbereitet hatte, formulierte es sogar noch deutlicher: «Das ist das Ziel, die Champions League zu gewinnen.» 

Gegen wen geht’s im Achtelfinale?

Am 1. Juni 2024 steigt in London, Kanes Heimat, das Finale. Elf Jahre nach dem Triumph im deutschen Endspiel gegen Borussia Dortmund wollen die Münchner dann erneut in Wembley auf dem Rasen stehen und hinterher den Königsklassen-Pokal in Händen halten.  

Während Man United als Gruppenletzter ganz aus dem Europa-Pokal fliegt, wartet man beim deutschen Rekordmeister nun gespannt auf die Auslosung des Achtelfinales am Montag in Nyon. Ein Duell mit Topmannschaften wie Titelverteidiger Manchester City oder Real Madrid ist vorerst nicht möglich. Die Münchner können in der nächsten Runde nur auf einen Gruppenzweiten treffen. «Es hängt natürlich immer viel von der Tagesform ab», sagte Neuer: «Aber wenn wir so beherzt spielen wie heute und nicht denken, dass es von alleine geht, dann können wir weit kommen.»

Man geht also mit breiter Brust in die K.o.-Runde. Seit 40 Gruppenspielen in Serie sind die Münchner in der Königsklasse ungeschlagen. «Ich glaube, das spricht für sich», sagte Neuer. 16 von 18 möglichen Punkten holte die Mannschaft in dieser Gruppenphase. Der Sieg im als «Theater der Träume» bekannten Old Trafford veranlasste auch die mitgereisten Anhänger zum Träumen. Noch lange nach dem Abpfiff, als sich die meisten United-Fans schon auf dem Heimweg befanden, sangen sie im Auswärtsblock lautstark «Football’s coming home». Allerdings war für Bayern in den drei vergangenen Jahren jeweils im Viertelfinale Schluss.

Kanes Rückkehr auf die Insel

Es war kein Gala-Auftritt in Manchester, eher ein Arbeitssieg. Aber der genügte, um die 1:5-Schmach bei der Eintracht wettzumachen, die man in England mit großem Staunen zur Kenntnis genommen hatte. «Nach dem Frankfurt-Spiel am Wochenende war das für uns natürlich ein besonderes Spiel», sagte Bayern-Boss Dreesen. «Die Mannschaft hat ein anderes Gesicht gezeigt.» Trainer Thomas Tuchel war nach dem Abpfiff ebenfalls wieder zufrieden. «Jetzt haben wir die Pflicht erfüllt», sagte er. «Das war vom Team-Level auf dem höchsten Niveau.»

Obwohl die Münchner schon als Gruppensieger feststanden, hatte Tuchel auf die beste Elf gesetzt. Besonders im Fokus stand England-Kapitän Kane bei seiner Rückkehr auf die Insel. «Nach dem Ergebnis vom Wochenende waren wir wirklich hoch motiviert», sagte der frühere Tottenham-Stürmer beim britischen Sender TNT Sport. Kane, der im Sommer auch von Man United umworben worden war, äußerte sich zufrieden über seine Entscheidung zugunsten der Münchner. «Seit meiner Ankunft bei Bayern waren alle unglaublich. Ich habe das Gefühl, dass da noch mehr kommen wird», sagte Englands Nationalmannschafts-Kapitän.

Bis Weihnachten steht aber nun die Bundesliga im Fokus. Zunächst gilt es, am Sonntag im Topspiel gegen den VfB Stuttgart nachzulegen. «Ich glaube, sie haben einfach das Momentum», warnte Manuel Neuer vor dem formstarken Tabellennachbarn, der vor dem Aufeinandertreffen nur einen Punkt hinter den zweitplatzierten Münchnern liegt. «Die haben ein sehr gutes Team, sind gut zusammengewachsen und haben auch einen Top-Trainer», so Neuer mit Verweis auf Sebastian Hoeneß: «Und von daher ist ihnen viel zuzutrauen.»

Von Philip Dethlefs, dpa