Großen Preis von Aachen: Springreiter Ehning feiert Sieg

Marcus Ehning konnte sein Glück kaum fassen und winkte mit seinem Helm ins Publikum. Der Springreiter gewann zum Abschluss des CHIO zum dritten Mal den Großen Preis von Aachen. Der 49-Jährige setzte sich vor 40.000 Zuschauern im Sattel von Stargold durch.

Im Stechen der mit 1,5 Millionen Euro dotierten Prüfung zeigten der Reiter aus Borken und sein Pferd den schnellsten fehlerfreien Ritt und verdrängten Daniel Deußer und Killer Queen auf den zweiten Platz. Dritter wurde Philipp Weishaupt mit Zineday.

«Eine holprige Woche»

«Ich kann es noch gar nicht glauben», kommentierte der Sieger kurz nach dem Erfolg. «Ich hatte eine holprige Woche», sagte Ehning mit Blick auf acht Strafpunkte in der ersten Runde des Nationenpreises am Donnerstag. «Ich wollte nicht zu viel riskieren», erklärte er sein Stechen, in dem er als letzter von fünf Reitern antrat und den führenden Deußer noch einholte.

Erster Starter im Stechen war der Mexikaner Eugenio Garza Perez mit Contago, doch der 26-Jährige hatte ebenso einen Abwurf wie der Brasilianer Rodrigo Pessoa mit Major Tom. Weishaupt kassierte auch vier Strafpunkte, war aber schneller und lag damit vor Perez und Pessoa. Dann folgte das Duell um den Sieg mit zwei fehlerfreien Runden und dem Sieger Ehning, der bereits 2006 und 2018 gewonnen hatte.

Lukrative Prämien

Ehning kassierte eine halbe Million Euro, Deußer immerhin 300.000 Euro, verpasste aber eine Bonus-Prämie aus der Grand-Slam-Serie von 250.000 Euro. Vorjahressieger Gerrit Nieberg scheiterte am Stechen. Der 28-Jährige aus Sendenhorst kassierte mit Ben einen Abwurf in der zweiten Runde und wurde Neunter.

Für André Thieme endete die Hoffnung auf den Sieg bereits in der ersten Runde. Am Wassergraben kassierte der zu den Favoriten zählende Europameister aus Plau mit Chakaria vier Strafpunkte. Ebenso wie Ludger Beerbaum mit Milla. «Eigentlich ist sie eine gute Wasser-Springerin», sagte der Routinier aus Riesenbeck, der auf Rang 25 landete.

Noch ärgerlicher war das Aus für McLain Ward. Der US-Amerikaner hätte mit Platz eins das Rekord-Preisgeld von 1,5 Millionen Euro kassiert, da er als Sieger von Genf und in s‘-Hertogenbosch eine Prämie aus der Grand-Slam-Serie erhalten hätte. Doch schnell kassierte der 47-Jährige acht Strafpunkte mit Azur – und gab auf.

Klare Sache bei der Dressur

In der Dressur dominierte Jessica von Bredow-Werndl. Erstmals in ihrer Karriere gewann die 37-Jährige den Großen Dressur-Preis von Aachen. Im Sattel von Dalera siegte die Reiterin aus dem bayerischen Tuntenhausen am Sonntag in der Kür des CHIO vor rund 10.000 Zuschauern mit 90,820 Prozent.

Beim Dressur-Höhepunkt des größten Turniers der Welt lag die Doppel-Olympiasiegerin mit ihrer Stute vor Nanna Skodborg Merrald aus Dänemark mit Zepter (88,730) und der Britin Charlotte Dujardin mit Imhotep (88,415). Von Bredow-Werndl hatte zuvor auch den Grand Prix und den Special sowie mit der deutschen Mannschaft die Teamwertung gewonnen.

«Man spürt, wie sich das Publikum mit gefreut hat», sagte die Siegerin nach der Kür im Interview des WDR. «Ich habe gesehen, dass sich einige Tränen aus den Augen gewischt haben.» Sie selber wirkte allerdings auch ergriffen nach dem glanzvollen Auftritt und schwärmte von ihrer Stute: «Sie ist, das klingt vielleicht kitschig, meine beste Freundin.»

Nur einen ganz kleinen Schreckmoment erlebte die Reiterin bei der Kür zu französischer Chanson-Musik. «Als die Zuschauer mitgegangen sind, war sie kurz irritiert», berichtete von Bredow-Werndl. Doch Dalera fing sich schnell wieder. «Ich spüre, wie sensibel sie ist», sagte die nach ihrer Babypause im Vorjahr wieder dominierende Dressurreiterin. Für das zweitbeste deutsche Ergebnis in der abschließenden Kür sorgte Rekordreiterin Isabell Werth aus Rheinberg, die mit Quantaz (84,840) Platz fünf erreichte.