Der Weg für den Milliarden-Deal der Deutschen Fußball Liga ist frei. Nach monatelangem Werben erhielt die DFL-Spitze um die beiden Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel bei der Mitgliederversammlung das Mandat, Verhandlungen für eine strategische Partnerschaft mit einem externen Investor aufzunehmen.
Bei dem Treffen der 36 Profivereine in einem Frankfurter Flughafen-Hotel erzielte ein entsprechender Antrag mit 24 Ja-Stimmen gerade so die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit, die im Mai dieses Jahres noch knapp verfehlt wurde. Zehn Vereine stimmten mit Nein, zwei enthielten sich.
«Das ist ein gutes Zeichen, dass wir gemeinsam – DFL wie auch die Clubs – die Bundesliga und 2. Bundesliga weiterentwickeln wollen», sagte Lenz. Das Abstimmungsergebnis sei «eine gute Grundlage für uns, jetzt handeln zu können», ergänzte Lenz und versprach: «Wir werden verantwortungsvoll damit umgehen.»
Sechs Unternehmen sollen Interesse haben
Die Geschäftsführung der Dachorganisation des deutschen Profi-Fußballs wird nunmehr konkrete Gespräche mit einem potenziellen Vermarktungspartner aufnehmen. Sechs Unternehmen sollen ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit der DFL bekundet haben.
Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein. «Der Prozess läuft bis Ende März kommenden Jahres und soll ein gutes Signal für die Vergabe der neuen Medienrechte im zweiten Halbjahr geben», sagte Lenz.
Die DFL will das Geld vornehmlich für den Ausbau ihrer Infrastruktur nutzen. Dazu zählen eine weitere Digitalisierung und Internationalisierung sowie der Aufbau einer eigenen Streamingplattform.
Widerstand aus dem Fan-Lager
Aus dem Fan-Lager gab es heftige Kritik an der Entscheidung. «Die wohlfeilen Worte der DFL in der Coronapause haben sich endgültig in Luft aufgelöst. Geld steht über allem. Die Einzigartigkeit des deutschen Fußballs wird für ein aussichtsloses Rattenrennen mit der Premier League über Bord geworfen», hieß es in einer Mitteilung des Fan-Bündnisses «Unsere Kurve».
Dem widersprach DFL-Geschäftsführer Lenz. «Das ist kein Anteilsverkauf der DFL, sondern ein Erlösmodell mit klaren roten Linien», sagte er. «Dieses Modell ist sehr ähnlich dem, was es im Umfeld vieler Clubs längst gibt.»
Dennoch: Bis zuletzt hatte es bei den Fans Widerstand gegen den Deal gegeben. Sie befürchten dadurch eine Wettbewerbsverzerrung. «Die Folgen dieser Entscheidung verschärfen die ungleichen Chancen in den deutschen Ligen zugunsten eines zunehmend künstlichen Produktes der internationalen TikTok Welt», schrieb «Unsere Kurve». Das Ergebnis sei ein Rückschlag.
Liga-Führung weist Befürchtungen der Fans zurück
Die Anhänger hatten ihren Protest am zurückliegenden Wochenende in vielen Stadien auf Spruchbändern zum Ausdruck gebracht. «Das haben wir natürlich vernommen», sagte DFL-Geschäftsführer Merkel und fügte hinzu: «Wir haben uns das zu Herzen genommen und in dem Antrag entsprechend reflektiert.»
Zugleich wies die Liga-Führung die Befürchtungen der Fans energisch zurück. «Das ist kein Anteilsverkauf der DFL, sondern ein Erlösmodell mit klaren roten Linien», sagte Lenz. «Der Zugriff des Partners auf sportliche Themen ist ausgeschlossen. Die Clubs behalten die relevante Entscheidungshoheit.»
Dreesen zufrieden – Carro: «Kein Blankoscheck»
Bayern Münchens Vorstandschef Jan-Christian Dreesen zeigte sich erleichtert über die mehrheitliche Zustimmung der Proficlubs in der Investoren-Frage. Das sei ein wichtiger Schritt für die «Entwicklung der Liga, die Gestaltungsmöglichkeit in eine Weiterentwicklung was die digitale Infrastruktur betrifft, und damit sind wir ganz zufrieden», sagte Dreesen.
Auch Fernando Carro, Geschäftsführer von Bundesliga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen, begrüßte die Entscheidung. «Im Sinne des deutschen Fußballs war es notwendig, Klarheit zu haben – sei es dafür oder dagegen», sagte Carro.
Zugleich betonte er: «Heute ist nur ein kleiner Schritt gemacht worden. Die Arbeit fängt für die Geschäftsführung und das Präsidium jetzt erst richtig an.» Die DFL-Führung müsse mit den interessierten Investoren «hart verhandeln, denn es geht hier um das Geld des deutschen Fußballs – und das ist ja kein Blankoscheck.»