Aus dem Kinderzimmer präsentierte Alexander Zverev an der Seite von Sophia Thomalla stolz die Trophäe für den Triumph beim Hamburger Heim-Turnier. Seine Freundin eng an ihn geschmiegt saß der 26-Jährige auf dem Bett, im Hintergrund viele Pokale – «wenn das so weitergeht, müssen wir jetzt immer hier übernachten», scherzte Thomalla zu dem Foto, das sie via Instagram verbreitete.
Der erste Titel nach seiner schweren Knöchelverletzung bei den French Open vor mehr als einem Jahr wirkte wie eine Befreiung für den Olympiasieger aus Hamburg. «Es war nie sicher, ob ich wieder auf dieses Niveau zurückkehren kann», erinnerte Zverev emotional an seine lange Leidenszeit. «Hoffentlich wird es ein Neuanfang werden, die letzten zwölf Monate waren schwierig. Hoffentlich müssen wir nicht wieder 18 Monate warten, bis ich wieder eine Trophäe hochhebe.»
Seit den ATP Finals im November 2021 – und damit sogar mehr als die anderthalb Jahre – hatte Zverev kein Turnier mehr gewonnen. Bei den French Open vor zwei Monaten hatte er mit dem Halbfinaleinzug bereits wieder sein Potenzial angedeutet – und sieht sich nun auf dem besten Weg zur früheren Topverfassung. «Ich finde, dass ich besser gespielt habe als in Paris. Es wird besser, und hoffentlich kann es die nächsten Wochen noch besser werden», sagte der frühere Weltranglistenzweite nach dem ersten deutschen Sieg in Hamburg seit Michael Stich 1993.
Becker zu Zverev: «Du solltest stolz auf dich sein»
Im Ranking arbeitet sich Zverev mit Platz 16 langsam wieder nach oben und darf auch im Rennen um die Teilnahme an den ATP-Finals zum Jahresende weiter hoffen. Nach dem dominanten Triumph am Rothenbaum ohne einen Satzverlust liegt Zverev auf Rang zehn und damit knapp hinter den Top Acht, die in Turin dabei sein dürfen. «Unglaubliche Vorstellung auf heimischem Boden», lobte Boris Becker via Instagram. «Du solltest stolz auf dich sein.»
Die Kritik einer fehlenden Weiterentwicklung von Experten wie Becker, Michael Stich & Co. in der ersten Jahreshälfte nach einem schwierigen Saison-Start bezeichnete Zverev angesichts der vorigen, langen Zwangspause erneut als «dumm». Er sei bereits wieder «viel aggressiver» aufgetreten, mehr ans Netz gegangen – «ich werde mich weiterentwickeln, da muss sich keiner Sorgen machen.»
Auf Sand hat Zverev diesen Fortschritt in Hamburg, wo er vor Turnierbeginn Vorwürfe der Körperverletzung im privaten Bereich zurückgewiesen hatte, bereits unter Beweis gestellt. Nach der kurzen Rückkehr in die Wahl-Heimat Monte-Carlo zum Wochenbeginn soll nun der nächste Schritt auf Hartplatz folgen.
Am Mittwoch fliegt Zverev weiter nach Kanada zu den Turnieren in Nordamerika. Dort stehen die Masters-Veranstaltungen in Toronto und Cincinnati an – bevor Zverev Ende August bei den US Open wieder seinem großen Traum vom ersten Grand-Slam-Triumph nachjagen will. «Das ist das Ziel schon seit ein paar Jahren, letztes Jahr war ich sehr nah dran, 2020 war ich sehr nah dran», sagte er, «vielleicht wird es ja irgendwann mal was.»