Haaland trauert um Berater Raiola – Transfer in der Schwebe

Keine Interviews, kein Rampenlicht – Erling Haaland mied trotz seiner drei Treffer die Öffentlichkeit.

Wortlos und mit gesenktem Kopf machte sich der Dortmunder Torjäger nach dem 3:4 (2:2) im kleinen Revierderby gegen den VfL Bochum auf den kurzen Weg von der Kabine zum bereitgestellten Auto und verließ das Stadion. Seine Trauer über den Tod seines Berater Mino Raiola brachte er spät am Abend mit einem emotionalen Abschiedspost zum Ausdruck. «Der Beste», schrieb der Norweger bei Instagram zu einem roten Herz und zu einem Bild, das ihn sitzend neben dem stehenden und ebenfalls lächelnden Italiener zeigt.

Während der Partie hatte Raiolas Familie auf dem Twitter-Account des Spieleragenten die Nachricht von dessen Tod verbreitet. Als einer der ersten bekundete Alf-Inge Haaland der Familie sein Beileid. «Ruhe in Frieden. Der Beste», schrieb der Vater des Dortmunder Profis, der zusammen mit Raiola Hauptakteur des seit Monaten anhaltenden Transferpokers um den Torjäger war.

Der südlich von Neapel geborene und in den Niederlanden aufgewachsene Raiola wurde nur 54 Jahre alt und war einer der mächtigsten und bei Vereinen gefürchteten Berater. Neben Haaland vertrat er auch Stars wie Zlatan Ibrahimovic und Weltmeister Paul Pogba. «Mino kämpfte bis zum Schluss mit der gleichen Kraft, die er schon in Verhandlungen gezeigt hatte, um seine Spieler zu verteidigen», hieß es in der Todesnachricht. «Mino war Teil im Leben von so vielen Spielern und hat ein unvergessliches Kapitel der Geschichte des modernen Fußballs geschrieben.»

Hans-Joachim Watzke zeigte sich bestürzt: «Die Nachricht hat mich sehr schockiert. Wir hatten selbstverständlich manchmal unterschiedliche Interessen und harte Verhandlungen, aber letztere waren auch immer hochinteressant und spannend. Wir hatten ein sehr professionelles Verhältnis, das auf Vertrauen beruhte», sagte der BVB-Geschäftsführer den «Funke Medien».

Dass italienische Medien bereits am Donnerstag fälschlicherweise den Tod des charismatischen Agenten verkündet hatten, empfand BVB-Trainer Marco Rose als pietätlos: «Was in den letzten Tagen passiert ist, wie das Thema behandelt wurde, war einfach nur widerlich. Ich kann einfach nur mein Beileid aussprechen und den Familienangehörigen und Freunden viel Kraft aussprechen für die nächsten Tage.»

Verzögerter Transfer?

Der Tod des Beraters schürt weitere Spekulationen über die Zukunftsplanung Haalands. Nicht auszuschließen, dass sich der Transfer nun weiter verzögert. Zuletzt galt Manchester City als vermeintliches Ziel des 21-Jährigen. Jüngste Schlagzeilen über das angebliche Interesse des FC Bayern verstärkten den seit Monaten anhaltenden Hype um das Ausnahmetalent aufs Neue.

Doch die Geduld der Dortmunder ist begrenzt. «Wir sind in sehr guten Gesprächen, weil wir natürlich – und das wiederholen wir nahezu täglich – eine Entscheidung wollen», kommentierte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl vor dem Anpfiff der Partie gegen Bochum bei Sky mit Hinweis auf den Wunsch des Vereins nach Planungssicherheit. Noch sei «keine finale Entscheidung» gefallen.

Bochum bleibt drin

Das blamable 3:4 gegen den Aufsteiger aus Bochum, der dank der Treffer von Sebastian Polter (3.), Gerrit Holtmann (8.), Jürgen Locadia (81.) und Milos Pantovic (86./Handelfmeter) den Klassenerhalt bereits zwei Spieltage vor Saisonende perfekt machte, dürfte Haaland in seiner Wechselabsicht bestärkt haben. Selbst seine drei Tore bescherten keinen Sieg.

Trotz aller guten Vorsätze, den Fans nach frühen Knockouts in Europa und im DFB-Pokal zumindest einen erfolgreichen Bundesliga-Schlussspurt zu bieten, zog sich das Team erneut den Unmut des Anhangs zu. Was als Versöhnung gedacht war, endete in einem lauten Pfeifkonzert.

Auch gegen die Bochumer wurde deutlich, in welchem Mannschaftsteil beim dringend nötigen Umbau des Kaders für die kommende Saison der größte Handlungsbedarf besteht. «Wir sind megaenttäuscht. Wenn ich auf die Tabelle schaue und 50 Gegentore sehe als Tabellenzweiter, ist klar, was die Kernthematik ist», klagte Trainer Rose. Die 75 Millionen Euro, die der BVB laut Vertragsklausel für den Transfer von Haaland erlösen könnte, würden das Vorhaben der Clubführung vereinfachen.

Von Heinz Büse und Manuel Schwarz, dpa