Halbfinale perfekt: Zverev fordert Tennis-Star Djokovic

Im Moment des Halbfinaleinzugs beim Tennis-Saisonfinale erinnerte Alexander Zverev sofort an seinen Titel-Coup vor drei Jahren. 

«Vielleicht, vielleicht wird es wieder so», sagte der Olympiasieger auf dem Platz nur wenige Minuten, nachdem er den Matchball zum 6:2, 6:4 gegen den polnischen Wimbledon-Halbfinalisten Hubert Hurkacz verwandelt hatte. Damals habe er doch auch das zweite Gruppenspiel gegen den serbischen Topspieler Novak Djokovic verloren – und sich dann mit dem Erfolg im Endspiel gegen den Serben revanchiert, erzählte er. Diesmal könnte dies im Finale gegen den russischen US-Open-Champion Daniil Medwedew so ablaufen.

Davor aber wartet eine der schwierigsten Prüfungen im Tennis. Zverev hat in Turin erst einmal den Halbfinal-Showdown mit Ausnahmekönner Djokovic perfekt gemacht. Mit einem zunächst entspannten und bemerkenswert dominanten Auftritt entschied der Weltranglisten-Dritte sein Gruppenfinale für sich – und verlängerte seine Saison um mindestens eine Partie. «Ich weiß, dass es nicht einfach wird gegen die Nummer eins der Welt, aber ich freue mich darauf», sagte Zverev.

Djokovic und Zverev im Duell um Final-Einzug

Knapp vier Monate nach seinem sensationellen Erfolg bei den Sommerspielen in Japan fordert Zverev am Samstag ein weiteres Mal Djokovic in einem bedeutsamen Halbfinale heraus. Anders als bei Olympia hatte der Hamburger den 34 Jahre alten Serben zuletzt bei den US Open im September allerdings nicht bezwingen können.

Wieder geht es diesmal gegen den Topfavoriten um das Erreichen eines prestigeträchtigen Endspiels. Die mit mehr als sieben Millionen US-Dollar Preisgeld dotierten ATP Finals zählen hinter den Grand-Slam-Turnieren zu den wichtigsten Tennis-Turnieren.

«Ich bin natürlich sehr glücklich hier zum ersten Mal in Turin im Halbfinale zu sein. Es ist eine großartige Atmosphäre», sagte Zverev. «Ich bin sicher, dass die Atmosphäre am Samstag prickelnder und noch besser sein wird. Es war heute mental nicht einfach, weil ich wusste, dass ich gewinnen muss, um ins Halbfinale zu kommen.»

Zverev reichte sein zweiter Sieg im dritten Gruppenspiel bei der Turin-Premiere, um wie zuvor 2018 und 2019 in die Top Vier einzuziehen. Ob er einen Titel-Coup wiederholen kann, ist schwer vorherzusagen. Seine Statistiken gegen Djokovic und den möglichen Endspiel-Gegner Medwedew sprechen dagegen: Gegen den serbischen 20-fachen Grand-Slam-Sieger entschied der Norddeutsche nur drei von zehn Spielen für sich. Dem russischen US-Open-Gewinner unterlag er am Dienstag zum fünften Mal in Serie. Medwedew stand damit als Sieger der roten Gruppe fest.

Zverev im Halbfinale souverän gegen Hurkacz

Der Druck gegen Hurkacz war für Zverev in seinem Gruppenfinale deswegen vorhanden. Eine Niederlage – und die Nummer drei der Welt hätte in den Urlaub fliegen können. Ein echter Härtest für ein Duell mit Djokovic wurde die Partie dann aber nicht. Der polnische Weltranglisten-Neunte lieferte zu wenig Gegenwehr und wirkte körperlich nicht so spritzig wie noch beim Satzgewinn gegen Medwedew.

Zverev dagegen strahlte Ruhe aus, erwischte einen perfekten Start – und hatte das richtige Auge. Bei einem zunächst gut gegebenen Schlag zog die deutsche Nummer eins den Videobeweis und lag richtig. Der Ball war knapp neben der Seitenlinie aufgekommen, der Favorit lag mit 1:0 vorn. Nach gerade einmal zehn Minuten führte der Hamburger schon mit 4:0. Ein solch überlegen gewonnener Satz gegen einen Top-Ten-Spieler ist auch für die Nummer drei der Welt selten.

Im zweiten Durchgang musste Zverev in diesem Duell zweier starker Aufschläger mehr kämpfen. Beim entscheidenden Break half Hurkacz mit einem unerzwungenen Fehler mit.

Djokovic steht in der grünen Vorrundengruppe vorzeitig als Sieger fest. Im Halbfinale von Tokio hatte Zverev den ersten Satz gegen Djokovic mit 1:6 verloren und auch im zweiten hinten gelegen, dann aber sensationell aufgetrumpft. Bei den US Open kämpfte der 18-fache Turniersieger vergeblich.

Von Kristina Puck, dpa