Handball-Mama Eckerle träumt von Olympia

Dinah Eckerle träumt wie ihre Teamkolleginnen von Paris. Nach ihrer gelungenen Rückkehr in die Nationalmannschaft nach fast 16-monatiger Babypause fiebert die Torhüterin der deutschen Handballerinnen mit großen Erwartungen der in dieser Woche anstehenden Qualifikation für die Olympischen Spiele entgegen. «Olympia ist das Größte, was man erreichen kann. Wir waren lange nicht mehr dabei, deshalb wird es höchste Zeit, das Ticket zu lösen», sagte Eckerle der Deutschen Presse-Agentur.

Beim Vierer-Turnier mit Slowenien, Montenegro und Außenseiter Paraguay von Donnerstag bis Sonntag in Neu-Ulm muss die DHB-Auswahl mindestens Zweiter werden, um erstmals seit 2008 wieder bei Sommerspielen dabei zu sein. «Wir müssen die Aufgabe mit der nötigen Aggressivität angehen. Die Tür ist offen, wir müssen jetzt auch hindurchgehen oder sie notfalls eintreten», sagte Bundestrainer Markus Gaugisch. Und Eckerle forderte für den Kampf um das Paris-Ticket: «Wir haben Heimvorteil, den müssen wir nutzen.»

Eckerle: «Fühle mich sehr wohl in der Mannschaft»

Dazu will Eckerle, die in der Vorwoche in den EM-Qualifikationsspielen gegen die Ukraine und Israel erstmals seit Dezember 2022 wieder das DHB-Trikot trug, ihren Teil beitragen. «Es war für mich viel Arbeit, aber die hat sich gelohnt. Es ist schön und cool, wieder zurück zu sein. Die Mädels haben mich gut aufgenommen, ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft», erzählte die junge Mutter nach dem 46:9 gegen Israel – dem höchsten Länderspielsieg der Geschichte – am Sonntagabend in Heidelberg.

Im März 2023 hatte Eckerle ihre Tochter Ida zur Welt gebracht. Seither übt sie den Spagat zwischen Sport und Familie. «Ich bin immer noch am Herausfinden, wie die beste Konstellation ist», verriet die 28-Jährige vom Thüringer HC. Für sie sei es wichtig, als Mutter «eine gewisse Nähe zur Familie zu haben, um seine Leistung abrufen zu können.»

Der Deutsche Handballbund wird Eckerle dies in Zukunft ermöglichen. «Wir werden bei allen Nationalmannschaftsterminen ein zusätzliches Hotelzimmer für ihre Familie buchen und auch bezahlen», sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann und ergänzte: «Man darf nicht nur über die Förderung des Frauensports reden, sondern muss auch etwas dafür tun.»

DHB will die Rolle der Frauen stärken

Für Eckerle ist das ein wichtiges Zeichen. «Es wäre schade, wenn man im Kopf haben müsste, dass man sich zwischen Familie und Leistungssport entscheiden muss. Es ist eine tolle Sache, dass ich vom Verband die Unterstützung erhalte», sagte sie. Das ist auch zeitgemäß, denn in anderen Nationen funktioniert das bereits seit längerem.

«Deshalb bin ich froh, dass der DHB bereit ist, einen Schritt auf mich und künftige Mütter zuzugehen und das zu unterstützen», sagte Eckerle. Die Vereinbarung gilt allerdings noch nicht für die Olympia-Qualifikation in dieser Woche. Die Familie sei trotzdem vor Ort und «auch in unserem Hotel. Deshalb ist das auch ein Test, wie das alles funktioniert», berichtete Eckerle.

In den nächsten Tagen liegt der Fokus aber auf dem Kampf um die Verwirklichung des Olympia-Traums. «Wenn ich bei der Mannschaft weile, bin ich zu hundert Prozent Handballerin und will auch meine Leistung abrufen», sagte Eckerle. «Wenn es sich dann noch vereinen lässt, dass ich ein paar freie Stunden am Tag mit meiner Tochter verbringen kann, ist das schön.»

Von Eric Dobias, dpa