Harry-Hype und Kane-Mania: Stürmer macht die Bayern besser

Ganz ohne Fußball ging es für Harry Kane am freien Tag nach seiner ersten vollständigen Arbeitswoche beim FC Bayern München doch nicht. Wie viele englische Fans fieberte der neue Superstürmer des deutschen Meisters am Sonntag mit, als die Lionesses im WM-Finale der Frauen in Sydney gegen Spanien um den Titel spielten.

Für Kane war es eine kleine Auszeit in der neuen Heimat nach seinem eindrucksvollen Einstand in der Fußball-Bundesliga zur Saisoneröffnung beim 4:0 bei Werder Bremen und einem Abstecher der Münchner Profis zu einem Spiel gegen Fans in Südtirol einen Tag später.

Kane: «Bin sehr froh Teil des FC Bayern zu sein»

Harry Kane hier, Harry Kane dort, Harry Kane überall. Schon auf dem Rasen in Bremen war der über 100 Millionen Euro teure Topstar nach seiner Torvorlage und seinem Treffer beinahe omnipräsent. Vor fast jeder Kamera und jedem Mikrofon sollte er seine Gefühlslage an diesem bemerkenswerten Abend beschreiben.

Und auch bei der zwölften Auflage des Bayern-Traumspiels bei der Auswahl des Fanclubs «Weinbeisser Kaltern» schwankte die Stimmung in Südtirol zwischen Harry-Hype und Kane-Mania. Auf der Vereins-Internetseite ließ sich der 30-Jährige zitieren: «Ich bin sehr froh, jetzt Teil des FC Bayerns zu sein.»

Die Freude ist beiderseits. Schon in Bremen deutete Kane an, dass er sein neues Team besser macht. «Unglaublicher Start in die Liga-Saison», übermittelte er sichtlich zufrieden in einem Video via Instagram aus den Gängen des Weserstadions. «Ein 4:0-Sieg, ein Tor, ein Assist, ein perfekter Start – besser hätte man es sich nicht wünschen können.»

Tuchel schwärmt vom «Harry-Kane-Effekt»

Auch die Medien in seiner Heimat beobachteten den ersten Bundesliga-Auftritt ihres Nationalmannschafts-Kapitäns. «HURRI-KANE. Harry Kane zeigt mit einem Tor und einer Vorlage, dass er schon jetzt Bayerns wichtigster Mann ist», schrieb das Boulevardblatt «The Sun». Die «Daily Mail» meinte: «Bayern München hat einen neuen Helden – und es ist Englands Kapitän! Selbst für Harry Kanes irrsinnig hohen Ansprüchen war sein Bundesliga-Debüt atemberaubend.»

Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte schon unter der Woche vom «Harry-Kane-Effekt» geschwärmt, der auf so vielen Ebenen wirke. In Bremen stimmte der 49-Jährige das nächste Loblied an. «Er ist einfach sehr, sehr smart in allem, was er tut – und sehr präzise», sagte Tuchel. «Es ist absolut top, beeindruckend, und er wird jeden unserer Spieler um sich herum besser machen, weil er Aufmerksamkeit zieht.»

Kapitän Joshua Kimmich war ebenfalls angetan. Kane hatte schon in der 4. Minute als Vorlagengeber zur Führung durch den ebenfalls starken Nationalspieler Leroy Sané geglänzt und 70 Minuten später seine Qualitäten als Vollstrecker gezeigt. Zudem hatte er die Bremer Abwehr permanent beschäftigt und Räume für seine Nebenleute geschaffen.

Kimmich: «Kane tut unserem Spiel sehr gut»

«Ich glaube, dass unsere anderen Offensivspieler sehr von ihm profitieren werden, weil er jetzt kein Stürmer ist, der nur abnimmt und vollstreckt, sondern schon auch einer ist, der die anderen in Szene setzt, wie wir das auch bei Leroy gesehen haben», sagte Kimmich. «Generell tut er unserem Spiel natürlich schon sehr gut, weil er ein Spieler ist, der sowohl mitspielen kann, als auch vollstrecken kann.»

Offenbar hat der Kane-Effekt an der Säbener Straße aber nicht nur sportlich, sondern bemerkenswert schnell auch auf das Binnenklima gewirkt – und auf die Laune von Tuchel. Noch sechs Tage zuvor hatte dieser nach dem 0:3 im Supercup gegen RB Leipzig seinem Frust freien Lauf gelassen und über sein Team geschimpft.

«Wir haben unser gutes Level diesmal konstant gehalten, auch in den Phasen, in denen es schwierig wurde», lobte Tuchel in Bremen. Durch starke Minuten von Werder nach der Pause seien sie «nicht verrückt geworden, sind drangeblieben, sind stabil geblieben». Tuchel nahm dies als ersten Schritt in die Saison. Dass die Bremer in der aktuellen Verfassung ein wenig aussagekräftiger Maßstab für seine Mannschaft und Harry Kane sind, wird Tuchel wissen.

Von Claas Hennig und Jann Philip Gronenberg, dpa