Toni Kroos gehört sofort wieder die große Bühne. Bei der Ankunft im Quartier der Fußball-Nationalmannschaft stand er im Fokus der Fans und Autogrammjäger.
Und am heutigen Dienstag wird der 34 Jahre alte Mittelfeldspieler von Real Madrid auf dem DFB-Campus in Frankfurt gleich doppelt im Mittelpunkt stehen: Zunächst beim ersten Training für das EM-Testspiel am Samstag in Lyon gegen Frankreich. Und direkt danach bei der Pressekonferenz.
Kroos als Hoffnungsträger zurück
Dann spricht der Mann, den Bundestrainer Julian Nagelsmann fast drei Jahre nach seinem 106. Länderspiel für die Heim-EM im Sommer reaktivieren konnte. Kroos kommt als Hoffnungsträger zurück, auch wenn er sich selbst nicht als «Heilsbringer» sieht: «Man darf nicht denken, dass wir durch diesen Kniff zum Favoriten werden. Das ist Quatsch.»
In Nagelsmanns EM-Wunschelf erhält Kroos einen exponierten Platz. «Er kann ein genialer Verbindungsspieler sein zwischen Defensive und Offensive. Er spielt eine extrem stabile Saison bei Real Madrid, was vielleicht keiner unterschrieben hätte so zwingend.» Der Bundestrainer ist Kroos unendlich dankbar für das DFB-Comeback. «Er hätte auch im Sommer entspannt am Meer liegen können.» Jetzt will Kroos noch ein EM-Turnier spielen.
Was bedeutet das Kroos-Comeback?
Sportlich: Kroos ist immer noch ein herausragender Spieler. Vor allem ist er einer, der im Mittelfeld auch in Bedrängnis mit Ruhepuls den Ball verarbeiten kann. «Wir werden im Sommer Momente des Drucks haben, wo Spieler vor dem eigenen Tor angespielt werden. Da musst du stabil sein, was den Kopf angeht, und natürlich auch die Technik haben, da nicht nervös zu werden», bemerkte Nagelsmann.
An die Seite stellen will er Stratege Kroos einen Arbeiter wie den Leverkusener Robert Andrich oder Pascal Groß aus Brighton. Für Kroos wird extra Platz geschaffen: Kapitän Ilkay Gündogan rückt nach vorne auf die Zehn, Joshua Kimmich muss nach rechts hinten.
Hierarchisch: Kroos kommt natürlich als Führungsfigur zurück. Er ist Weltmeister von 2014. Er hat fünfmal die Champions League gewonnen. Sein Wort hat Gewicht – und er kann Klartext.
Atmosphärisch: Kroos galt im DFB-Team nicht immer als integrative Kraft. Mit Nagelsmann verbindet ihn zudem derselbe Berater. Ob er die vielen unerfahrenen Kollegen im mächtig umgebauten Kader an die Hand nimmt? Sein letztes Länderspiel bestritt er am 29. Juni 2021 beim 0:2 im EM-Achtelfinale gegen England. Es besiegelte das nächste frühe deutsche Turnier-Aus nach der noch katastrophaleren WM 2018. Beide Male hatte auch Kroos einen Anteil. Jetzt will er seiner DFB-Geschichte doch noch ein Happy End verpassen.