50 Jahre nach den Olympischen Spielen in München ist es für Heide Rosendahl-Ecker an der Zeit, das größte Sportereignis der Welt wieder nach Deutschland zu holen.
«Die Olympischen Spiele haben einen positiven Impuls. Dann soll man sich bewerben», sagte die Doppel-Olympiasiegerin von 1972, die heute am 14. Februar ihren 75. Geburtstag feiert. Mit Nickelbrille, Ringelsocken und wehendem Haar sowie zweimal Gold und einmal Silber war die Leichtathletin das deutsche Gesicht der München-Spiele.
«Eine Olympia-Bewerbung könnte man an der von München aufhängen», meinte die populärste Leichtathletin ihrer Ära. Keine Probleme hätte sie, wenn Deutschland 2036 mit Berlin ins Rennen gehen würde – 100 Jahre nach den Nazi-Spielen. «Um zu zeigen, dass es anders geht. Ich fände es gut, wenn man es probieren würde», sagte Rosendahl, die seit der Heirat mit dem amerikanischen Ex-Basketballspieler John Ecker einen Doppelnamen hat. «Es waren 1972 schöne Spiele, abgesehen vom palästinensischen Terroranschlag», sagte sie.
«Die Gefahr sich zu verkaufen ist groß»
Skeptisch ist die in Hückeswagen bei Köln geborene Rheinländerin, ob Olympische Spiele angesichts der inzwischen gigantischen Größe «noch ein machbares Fest» sind. «Da ist man in eine Spirale des Geldes geraten. Die Gefahr sich zu verkaufen ist groß», meinte Rosendahl mit Bezug auf die Winterspiele in Peking, die ihr nicht besonders gefallen. «Die Fernsehbilder aus Peking, wo man auf einem weißen Streifen Schnee in braun-grauer Landschaft die Wettkämpfe veranstaltet, sind nicht so schön.» Sie hoffe wieder auf schöne Spiele in Paris 2024 und Mailand/Cortina d’Ampezzo 2026.
An die eigene sportliche und olympische Karriere denkt sie gern zurück. «Es war eine glückliche Zeit. Ich möchte sie nicht missen», urteilte die «Sportlerin des Jahres» von 1970 und 1972. Die München-Spiele waren für sie der Höhepunkt. Im Weitsprung siegte sie mit 6,78 Metern, sie holte Silber im Fünfkampf und lief als Schlussläuferin der 4×100-Meter-Staffel als Erste ins Ziel – vor der Weltrekordlerin und DDR-Sprinterin Renate Stecher.
Für den Ende 2020 gestorbenen früheren NOK-Präsidenten Walther Tröger, 1972 Bürgermeister des olympischen Dorfes in München, erklärte sich Rosendahls herausragende Rolle bei den Spielen nicht allein durch die drei gewonnene Medaillen. Mehr noch sei es «ihr beherztes Auftreten» gewesen, das begeisterte, befand er damals.
Ihr Sohn erbte das leichtathletische Talent
Ein Jahr später beendete Rosendahl ihre Laufbahn mit 26 Jahren und bereut es nicht, nach der Heirat mit Ecker der Familie den Vorzug gegeben zu haben. Sie sei nach wie vor froh, in dem Alter mit dem Sport abgeschlossen zu haben. «Familie, Kinder, Beruf und Leistungssport hätte ich nicht geschafft», sagte sie. Ihr Sohn Danny erbte das leichtathletische Talent der Mutter und meisterte als Stabhochspringer die Sechs-Meter-Marke.
Dass sie als eine der besten Leichtathletinnen in den 60er und 70er Jahren ihre Erfolge und Popularität wegen des damals rigiden Amateurstatus nicht in Geld ummünzen konnte, findet sie nicht tragisch. «Das war korrekt», meinte Rosendahl, die in die «Hall of Fame» des deutschen Sports aufgenommen wurde. «Es gibt heute im Sport wenige Athleten, die Geld weglegen können», sagte sie. «Mir tun manche leid, weil sie Gewehr bei Fuß sein müssen, wenn Mäzene, Sponsoren oder Vereine rufen.» Da müsse man schon fragen, ob ihnen das Spaß mache.
Viel Lob hat sie für die Olympiasiegerin von 2021 in Tokio, Malaika Mihambo, die zu den besser Verdienenden in der Sportbranche gehören dürfte. Persönlich ist sie ihr noch nicht begegnet, verfolgt ihre Weitsprung-Nachfolgerin aber aus der Ferne: «Sie kann sich auf das Wesentliche, auf den Punkt konzentrieren.»
Für Rosendahl wäre wichtig, dass die Corona-Einschränkungen nicht noch unendlich lange nach ihrem Geburtstag andauern. «Man muss viel zu Hause rumlungern, aber ich fühle mich gesund», sagte sie – wenn auch mit einer Einschränkung: «Es geht alles nicht mehr so schnell.»