Heißes Duell: Frauen wollen gegen Montenegro cool bleiben

Nach dem kurzen Jubel über den hart erkämpften EM-Auftaktsieg gegen Polen richteten die erleichterten deutschen Handballerinnen den Blick sofort auf das heiße Gruppenduell mit Co-Gastgeber Montenegro.

In der hitzigen Atmosphäre von Podgorica kann die DHB-Auswahl an diesem Montag (18.00 Uhr/sportdeutschland.tv) mit einem Erfolg vorzeitig das Ticket für die Hauptrunde lösen, muss dabei aber gegen einen erfahrenen Gegner und vor allem dessen frenetische Fans bestehen.

Stimmung wie bei den Männern

«Ich habe den Beginn ihres Spiels gegen Spanien gesehen, und ich habe noch nie eine solche Atmosphäre und Begeisterung im Frauen-Handball erlebt, das war wie in der Männer-Bundesliga», sagte Bundestrainer Markus Gaugisch über die außergewöhnliche Atmosphäre in der 6.000 Zuschauer fassenden Morača Arena.

«Die Gefahr, dass man durch diese unglaubliche Stimmung beeinflusst wird, besteht natürlich. Wir bereiten uns auf diese Aufgabe dementsprechend mental vor, um es eher als Motivation für unser Spiel zu nutzen», sagte Emily Bölk. Ihre Kapitänskollegin Alina Grijseels prophezeite: «Die Halle wird voll und die Atmosphäre überragend sein.»

Die Rückraumspielerin vom Bundesligisten Borussia Dortmund erwartet gegen die robusten Montenegrinerinnen aber auch körperlich eine harte Prüfung. «Es geht darum, nicht nur einzustecken, sondern auch auszuteilen. Wir müssen zeigen, dass der Wille größer ist als der zu erwartende Schmerz», sagte Grijseels am Sonntag.

Pleite in der Schlussphase abgewendet

Gegen Polen hatte das Kapitäninnen-Duo am Samstagabend großen Anteil am 25:23 (11:12)-Erfolg. Grijseels war mit acht Toren beste Werferin, Bölk traf sechsmal. Erst in der Schlussphase konnte die nervös und fehlerhaft agierende DHB-Auswahl, die in der ersten Halbzeit schon mit vier Toren und elf Minuten vor Ultimo mit zwei Toren im Rückstand lag, eine drohende Auftaktpleite abwenden.

«Wir sind immer cool geblieben. Es war ganz, ganz wichtig, dass wir zurückgekommen sind. Ich denke, das wird uns im weiteren Turnierverlauf helfen», sagte Grijseels. Und Bölk ergänzte: «Das war ein richtiges Kampfspiel. Den Sieg mussten wir uns hart erarbeiten.»

Der Bundestrainer wollte die Defizite nicht verschweigen, hob aber die positiven Aspekte hervor. «Es war ein Kampfsieg mit Comeback-Qualitäten. Ich bin sehr glücklich, dieses schwere Spiel gewonnen zu haben. Es war ein typisches erstes Turnierspiel, wir sind nicht in den Flow gekommen, aber wir haben eine tolle Qualität gezeigt, als wir hinten lagen», resümierte Gaugisch. «Ich bin stolz auf diese Mannschaft.»

Gaugisch sieht seine Spielerinnen gewappnet

Gegen Montenegro, das den WM-Vierten Spanien zum Auftakt überraschend deutlich mit 30:23 bezwang, muss nun aber eine deutliche Steigerung her. «Wir müssen die hohe Zahl an technischen Fehlern abstellen und besser ins Tempospiel kommen», forderte Grijseels. Der Bundestrainer verkündete die Marschroute: «Montenegro ist uns in Sachen Erfahrung voraus, aber wir wollen Druck machen.»

Immerhin 13 Spielerinnen aus dem EM-Kader des Co-Gastgebers der Endrunde spielen mit ihren Vereinen in der Champions League. Ein besonderes Augenmerk lenkte Gaugisch auf Djurdjina Jaukovic. «Sie müssen wir aufhalten – auf jeden Fall», sagte der 48-Jährige über die linke Rückraumspielerin.

Auch die Länderspielbilanz spricht für die Gastgeberinnen. In den bisher vier Duellen gelang Deutschland nur ein Sieg – und der liegt schon zehn Jahre zurück. Dennoch sieht Gaugisch seine Spielerinnen für die schwere Aufgabe gewappnet: «Die Mannschaft hat einen guten Charakter und wird ihr Bestes geben.»

Eric Dobias, dpa