Cristiano Ronaldo, Kylian Mbappé, Manuel Neuer – schwieriger könnten Ungarns EM-Hürden gar nicht sein.
«Man muss sich nur einmal ansehen, dass wir auf ungefähr 20 Spieler von den vier Champions-League-Halbfinalisten Real Madrid, FC Chelsea, Manchester City und Paris Saint-Germain in der Vorrunde treffen. Wir reden hier also von absoluter Spitzenklasse», sagte Fußball-Nationaltrainer Marco Rossi der Deutschen Presse-Agentur im Interview vor dem Auftakt Ungarns in der Kracher-Gruppe F am Dienstag (18.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) in Budapest gegen Titelverteidiger Portugal.
Trainer Rossi: «110 Prozent bringen»
Der Italiener mit dem kahl rasierten Schädel hat als Vereinscoach lange in Ungarn gearbeitet, ehe er im Juni 2018 den Belgier Georges Leekens ablöste. «Ich bin noch immer Italiener und stolz darauf, Italiener zu sein. Aber ich fühle mich Ungarn stark verbunden wegen der Geschichte meiner Familie, im Wesentlichen wegen meines Großvaters Luigi, den alle aber nur Gino nannten», erzählte er. «Er war ein großer Fan der ‚Goldenen Elf‘ Ungarns, die nach dem Krieg den Weltfußball dominiert hat. Und da mich mein Großvater, als ich etwa 13 Jahre alt war, immer zum Fußball-Training gebracht hat, hat er mir jeden Tag von dieser großen ungarischen Mannschaft erzählt.»
Ungarn ist nun zum zweiten Mal nacheinander bei einer EM dabei, insgesamt zum vierten Mal. 2016 wurden die damals vom Deutschen Bernd Storck betreuten Kicker sogar Gruppensieger gegen Island, Portugal und Österreich. Im Achtelfinale unterlagen sie dann chancenlos Belgien (0:4).
«Siege gegen Portugal, Frankreich und Deutschland sind möglich, weil im Fußball alles passieren kann. Aber um gegen solche Mannschaften zu gewinnen, muss man 110 Prozent bringen», befand Rossi, der auf Englisch coacht, aber auch einen ungarischen Dolmetscher an seiner Seite hat. «Gleichzeitig muss man hoffen, dass der Gegner nicht sein Top-Niveau erreicht, und Glück braucht man auch. Wir werden unser Bestes geben und versuchen, unseren Fans herrliche Momente zu schenken.»
Mindestens ein Unentschieden und einen Sieg
Budapest kalkuliert trotz Corona-Zeiten mit einer Stadionauslastung von 100 Prozent. Das bedeutet, dass sich jeweils 61.000 Fans die Partien in der Puskas-Arena ansehen können. «Den Push von den Zuschauern versuchen wir, auf dem Platz umzusetzen», verkündete Torwart Peter Gulacsi (RB Leipzig).
Der Schlussmann zählt neben Willi Orban (RB Leipzig), Adam Szalai (FSV Mainz 05) und Roland Sallai (SC Freiburg) zu der Bundesliga-Achse der Ungarn. «Es ist ganz wichtig, dass wir auf diese vier Spieler zählen können. In Dominik Szoboszlai müssen wir leider auf einen fünften Spieler aus Deutschland verzichten. Diese Vier spielen aber auf höchstem Niveau, sie sind sicherlich unsere Schlüsselspieler», erläuterte Rossi. Szoboszlai wurde wegen einer langwierigen Schambein-Verletzung aus dem Kader gestrichen.
Auf Gulacsi, Orban, Szalai und Sallai wird es nicht nur gegen Portugal ankommen. «Um glücklich zu sein, müssen wir einige Punkte holen», sagte Rossi, der auch mal eine Saison für Eintracht Frankfurt auflief, vor den kommenden XXL-Aufgaben. «Wir müssen mindestens ein Unentschieden und einen Sieg holen, dann wäre ich sogar mehr als glücklich. Das ist aber wohl nicht realistisch, sondern mehr ein Traum.»