Hertha verpasst ersten Heimsieg und Hoffenheim Platz drei

An seinem 49. Geburtstag wollte sich Andre Breitenreiter über möglicherweise zwei verschenkte Punkte der TSG 1899 Hoffenheim nicht zu sehr ärgern. Kollege Sandro Schwarz dachte schon an die Analyse des erneuten Remis von Hertha BSC am Abend auf der Couch.

So richtig geholfen war weder den Berliner Gastgebern noch den Gästen aus dem Kraichgau mit dem 1:1 (1:1) in der Hauptstadt. «Das ist ja kein Wunschkonzert», befand Breitenreiter mit Blick auf das Resultat. Ein Remis, das keine Jubelstürme auslöste, aber auch keinen großen Schaden anrichtete. Mal davon abgesehen, dass die Hoffenheimer ihren fünften Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga verpassten, obwohl Torjäger Andrej Kramaric durch seinen Treffer in der 25. Minute seinem Ruf als Hertha-Schreck auch in seinem 200. Bundesligaspiel alle Ehre machte.

Es war das zehnte Tor des Kroaten im 13. Spiel gegen die Berliner, die ihrerseits nun weiter auf den ersten Saisonsieg im Olympiastadion warten. Ein weiteres Tor nach dem Ausgleich von Dodi Lukebakio (37.) in einer eigentlich überlegenen Phase der Hoffenheimer sollte nicht mehr fallen, auch wenn Schwarz mit Blick auf die zweite Halbzeit betonte: «Wir sind sehr gut rausgekommen, sehr aktiv gewesen.» Dennoch habe er das Gefühl gehabt, das Spiel stünde immer auf «des Messers Schneide, weil Hoffenheim eine brutale Qualität hat».

Hoffenheim zunächst überlegen

Das hatte die Mannschaft in der ersten Halbzeit über weite Strecken auch bewiesen. Angereist mit vier Siegen wollten die Hoffenheimer in Berlin den fünften Drei-Punkte-Erfolg und auf Platz drei vorrücken in der Tabelle, nur noch einen Punkt hinter den führenden Fußball-Teams des 1. FC Union Berlin und des SC Freiburg. Die erste Hälfte hätten sie auch «extrem überlegen gestaltet», urteilte Breitenreiter. Beim Gegentor agierte seine Mannschaft aber zu fahrlässig. «Es ist bitter, dass wir nur mit einem Punkt nach Hause fahren», sagte daher auch TSG-Profi Christoph Baumgartner. «Ich bin auch nicht zufrieden», monierte ebenfalls Keeper und Kapitän Oliver Baumann beim Streamingdienst DAZN.

Bei den Berlinern, die mal wieder von schweren Nebengeräuschen begleitet, ein Fundament für eine sportlich nicht von Zittern und Bangen geprägte Saison legen wollen, hob Coach Schwarz das Positive an dem Remis hervor. «Wir haben nun vier Spiele nacheinander nicht verloren», erklärte der 43-Jährige nach zuletzt einem Sieg und drei Remis. «Ergebnistechnisch haben wir eine gewisse Stabilität reinbekommen.»

Wirbel um Windhorst

Vom Verhältnis zu Investor Lars Windhorst kann man das nicht behaupten. Die jüngsten Schlagzeilen um eine angeblich von dem 45-Jährigen bei einem israelischen Unternehmen in Auftrag gegebene Kampagne gegen den ehemaligen Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer habe «logischerweise jeder einzelne» mitbekommen, sagte Schwarz. Dennoch sei es aber kein Thema in der Kabine gewesen.

Anders als auf der Vorstandsebene des Clubs, der Windhorst zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert hat – wohl bis diesen Montag. Zudem prüft eine unabhängige Kanzlei die hollywoodreif anmutenden Schilderungen der «Financial Times» und der «Welt» um eine Klage der Detektei gegen ein Windhorst-Unternehmen, die am Donnerstag zurückgezogen wurde, in der es um ausstehende Gelder von fünf Millionen Euro gegangen sein soll. Windhorst selbst bezeichnete die Berichte als Unsinn und zeigte am Wochenende so gar kein Verständnis für das Vorgehen der Hertha, der er seit seinem Einstieg 2019 schon 374 Millionen über seine Tennor-Gruppe überwiesen hat.

Das habe mit einem Neuanfang und Respekt nichts zu tun, hatte er betont. «Da reagiere ich gar nicht drauf», sagte daraufhin Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic bei DAZN: «Das ist seine Meinung, die darf er öffentlich kundtun.»

Die Hertha-Fans taten vor und nach dem 1:1 gegen Hoffenheim, das wohl schnell abgehakt werden kann, ihre Meinung zum Thema auch kund: «Schmutzkampagnen, Detektive und Millionen werden es nicht beenden, Hertha BSC bleibt fest in unseren Händen», hieß es auf einem mehrteiligen Spruchband, auf einem anderen stand in großen Lettern: «Windhorst raus aus unserem Verein.»

Jens Marx und Martin Kloth