Hertha widerspricht Rücktrittsmeldung: Gegenbauer im Amt

Werner Gegenbauer ist Präsident von Hertha BSC – zumindest noch. Der Verein hat den Meldungen über einen Rücktritt seines Chefs widersprochen.

Wie der Fußball-Bundesligist mitteilte, habe Gegenbauer sein Amt entgegen anderslautender Medienberichte nicht niedergelegt.

Geschäftsführer Fredi Bobic sagte bei einer Gesprächsrunde, er bedauere die Gerüchte. Er habe sich nach dem Klassenerhalt im Relegationsduell gegen den Hamburger SV noch nicht mit Gegenbauer unterhalten, aber Nachrichten geschrieben. «Er ist unser Präsident, aktuell», sagte Bobic.

Massiv in der Kritik

In Berlin wird seit längerem mit einem Rückzug von Gegenbauer vor der Mitgliederversammlung am Sonntag gerechnet. Er würde damit einer möglichen und von Fans beantragten Abwahl zuvorkommen. Der 71-Jährige führt den Club sein 2008 und stand in der Vergangenheit massiv in der Kritik.

Eine Aussage von Gegenbauer selbst gab es am Dienstag auch von Seiten der Hertha nicht. Am Mittwoch tagt das Präsidium, danach wird mit einer Entscheidung gerechnet.

Bei der letzten Wiederwahl im Oktober 2020 hatte Gegenbauer ohne Gegenkandidat nur 54 Prozent der Stimmen erhalten. Bereits vor mehreren Wochen hatte Millionen-Investor Lars Windhorst mit massiver Kritik an Gegenbauer und dessen Vereinspolitik für Aufsehen gesorgt. Der Finanz-Experte hatte Gegenbauer vorgeworfen, sein Investment von 375 Millionen Euro verschwendet zu haben. Direkt rief der Geldgeber zu einem Abwahl Gegenbauers auf.

Zwei Abstiege seit 2008

Gegenbauer war 2008 zum Präsidenten gekürt worden, zuvor war er Aufsichtsratschef. In seiner Amtszeit stieg die Hertha zwei Mal ab. Stets blieb an ihr das Image eines grauen Hauptstadtclubs haften.

Finanzchef Ingo Schiller gibt sein Amt definitiv auf. Das bestätigte die Hertha am Dienstag. Nur bis zum 31. Oktober bleibt der Geschäftsführer noch im Amt, darauf hätten sich beide Seiten verständigt. Damit ist Bobic derzeit der einzig langfristig verbleibende Geschäftsführer der Berliner, nachdem im vergangenen Jahr bereits Carsten Schmidt aus persönlichen Gründen zurückgetreten war. Bobic hat noch einen Vertrag bis 2024. Den Abschied von Schiller findet Bobic «schade».

Gegenbauer gilt als hervorragender Strippenzieher. In der Öffentlichkeit trat er aber auch in der jüngsten Krise praktisch nicht in Erscheinung. Windhorst warf ihm Kungelei vor. Über sein Konsortium pflegt Gegenbauer auch Geschäfte im Hertha-Dunstkreis über die Olympiastadion GmbH, die nach Auskunft der Beteiligten ordnungsgemäß ausgeschrieben wurden.

Ein Nachfolger Gegenbauers müsste auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gekürt werden, die erst einige Wochen nach der für Sonntag anberaumten Veranstaltung stattfinden kann. Zuletzt hatte sich der frühere Ultra und heutige Unternehmer Kay Bernstein in Stellung gebracht. Windhorst hat laut eigenem Bekunden kein Interesse an dem Posten und will auch keinen Kandidaten präsentieren. Bei der Versammlung in der Messehalle will Windhorst am Sonntag aber zu den Hertha-Mitgliedern sprechen.