Hinaus in die Fußball-Welt: DFB-Frauen fordern das US-Team

«Zwei coole Spiele» für Martina Voss-Tecklenburg, allerdings zur Unzeit für ihre Fußballerinnen – und jetzt fegt auch noch Tropensturm «Nicole» heran. Die DFB-Frauen fordern bei einer weiten Reise in die USA inmitten eines intensiven Jahresendspurts gleich zweimal die amtierenden Weltmeisterinnen.

Die Bundestrainerin hatte schon vor Wochen auf den ungünstigen Termin und die vertraglichen Verpflichtungen aus Vor-Corona-Zeiten mit dem amerikanischen Verband verwiesen, betont aber jetzt: «Wir stellen das Sportliche absolut in den Vordergrund.»

Spätestens bei einer ersten Aktivierung am windigen, aber sonnigen Strand von Florida hatten sich Kapitänin Alexandra Popp und Co. darauf eingestellt. Das Abschlusstraining in Fort Lauderdale musste jedoch gleich mal vom Vormittag auf Nachmittag verschoben werden – wegen einer Sturmwarnung. Wie das US-Hurrikanzentrum mitteilte, könne der Tropensturm «Nicole» an Teilen der Küste im Osten und Süden am Mittwochabend als Hurrikan auf Land treffen. Der DFB ging zunächst davon aus, dass das Spiel stattfinden wird.

Doppel-US-Test

Die deutschen Vize-Europameisterinnen treffen in der deutschen Nacht zum Freitag (1.05 Uhr MEZ/zdf.de) in Fort Lauderdale und am Sonntag (23.08 Uhr MEZ/sportschau.de) in Harrison/New Jersey auf das amerikanische Team. Voss-Tecklenburg erhofft sich davon wichtige Erkenntnisse für die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft vom 20. Juli bis 20. August 2023 in Australien und Neuseeland. Dabei spielen die DFB-Frauen in der Vorrunde gegen Marokko, Kolumbien und Südkorea.

Nicht nur vom Wetter her könnte es stürmisch werden für die DFB-Frauen. «Ich glaube, dass sich so eine Reise lohnt, weil man nicht täglich gegen die USA spielen kann und das natürlich das Niveau ist, auf dem wir uns messen lassen müssen – auch mit Blick auf die WM», sagte Stürmerin Linda Dallmann vom FC Bayern München. «Die USA beherrschen die Weltspitze im Frauenfußball mit und sind ein Gegner, wo man weiß, dass sie physisch extrem weit sind, auch eine erfahrene Mannschaft.»

Das US-Team ist mit vier WM-Titeln und drei Olympiasiegen das erfolgreichste der Welt, unterlag allerdings im Oktober gegen Europameister England (1:2) und gegen Spanien (0:2). «Es ist trotzdem eine gute Mannschaft mit ganz viel Tempo nach vorne. Sie stecken gerade im Umbruch und probieren sich ein bisschen aus. Wir freuen uns einfach darauf. Wir spielen in tollen Stadien vor vielen Menschen», sagte Voss-Tecklenburg.

Magere Bilanz

Von 35 Länderspielen gegen die Amerikanerinnen hat Deutschland nur vier gewonnen und siebenmal Unentschieden gespielt. In den USA steht das Frauen-Nationalteam um Kultkickerin Megan Rapinoe, die sich zu Donald Trumps Amtszeit mehrfach mit dem damaligen US-Präsidenten angelegt hatte, in der Popularität über den Männern.

Voss-Tecklenburg sieht die Länderspielreise inmitten der Champions-League-Gruppenphase des VfL Wolfsburg und des FC Bayern sowie der Bundesliga-Saison und vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale am 19./20. November perspektivisch: «Es ist ein Geben und Nehmen. Wir versuchen, vielleicht nochmal ein Heimspiel gegen die USA in Deutschland zu haben.»

Zudem hat die 54 Jahre alte Bundestrainerin 26 Spielerinnen nominiert, kann also die Belastung gut steuern. Aus dem EM-Team fehlen die Münchnerinnen Lea Schüller, Giulia Gwinn und Sydney Lohmann, Marina Hegering und Tabea Waßmuth vom VfL Wolfsburg sowie Sara Däbritz von Olympique Lyon. Neu im Aufgebot sind Janina Minge vom SC Freiburg und Melissa Kössler von der TSG 1899 Hoffenheim. Nach längerer Zeit erstmals wieder dabei sind Carolin Simon (FC Bayern), Joelle Wedemeyer (Wolfsburg) und Paulina Krumbiegel (Hoffenheim).

Wider Erwarten kein Heimspiel sind die Partien für US-Profi und Ersatztorhüterin Almuth Schult. Die 31-jährige Ex-Wolfsburgerin absolvierte für ihren neuen Club Angel City FC in Kalifornien nur ein Spiel und ist jetzt im Winter erst mal wieder in Deutschland. «Sie wird den gleichen Jetlag haben wie wir alle», sagte Voss-Tecklenburg. Für Youngster Jule Brand vom VfL Wolfsburg ist es gar die erste Reise nach Amerika – und nicht nur das: «Ich habe auch das erste Mal einen längeren Flug», sagte Brand.

Ulrike John, dpa