Hülkenbergs 200. Formel-1-Rennen: «Es macht mich glücklich»

Die verpassten Chancen seiner langen Karriere zeigen die bunten Bilder auf Nico Hülkenbergs Jubiläumshelm nicht. Zu seinem 200. Grand Prix in der Formel 1 hat sich der Haas-Pilot vor allem Fotos der schönen Momente aus seinem Rennfahrer-Leben auf den Kopfschutz für das Gastspiel in Mexiko lackieren lassen.

«Ob ich etwas bedauere? Nicht so viel. Ich ziehe mich inzwischen besser an, seit ich etwas älter bin», sagte der 36-Jährige mit der ihm eigenen Ironie. Nur 21 Fahrer haben in mehr als 73 Formel-1-Jahren die Marke von 200 Rennstarts erreicht. Nach Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Nico Rosberg ist Hülkenberg der vierte Deutsche in diesem Kreis. Die anderen drei verewigten sich als Weltmeister. Hülkenberg ist der Formel-1-Pilot mit den meisten Rennen, ohne es je auf einen Podiumsplatz geschafft zu haben. So einen Rekord will eigentlich niemand.

Der Sohn eines Spediteurs aus Emmerich am Niederrhein hat in seiner langen PS-Karriere öfter mal den falschen Abzweig genommen. Bei Teams wie Williams, Force India, Sauber, Renault, Racing Point und Aston Martin war meist nicht mehr möglich als solides Mittelfeld. «Offensichtlich würde ich nicht jede Entscheidung oder jeden Teamwechsel nochmal genauso machen», räumte Hülkenberg ein. «Aber man lebt und lernt, es ist immer schwer die Zukunft vorherzusehen, wenn man keine Kristallkugel hat», sagte er.

Vertrag bei Haas verlängert

Auch aus der Sache mit Audi ist erstmal nichts geworden. Der Autobauer steigt 2026 mit einem Werksteam in die Formel 1 ein und wollte Hülkenberg wohl schon jetzt als Test- und Entwicklungsfahrer engagieren. «Es gab Gespräche, es gab Interesse, aber am Ende des Tages ist es nicht zustande gekommen», sagte Hülkenberg dem TV-Sender Sky.

Ein möglicher Wechsel scheiterte daran, dass er schon für 2024 seinen Vertrag beim US-Team Haas verlängert hat. «Im Moment bin ich hier zu Hause. Und alles andere steht in den Sternen», sagte Hülkenberg über Perspektiven für einen späteren Einstieg bei Audi. 

Der Vater einer Tochter hat sich im Herbst der Laufbahn mit seiner Rolle arrangiert. Sein Talent ist anerkannt und unbestritten. Er sei als Fahrer «jemand mit Feingefühl in Fingern und Füßen», schrieb der «Spiegel» einmal. 2010 im ersten Formel-1-Jahr steuerte er den unterlegenen Williams im Regen von Brasilien auf die Pole Position. Ein paar Wochen später war er sein Cockpit los. Ein anderer zahlte dem klammen Team viel Geld für den Stammplatz.

2013 verhandelte er mit Ferrari über einen Wechsel, am Ende bekam Kimi Räikkönen den Zuschlag. So blieb Hülkenberg ein Wanderbursche an den weniger glamourösen Orten des Fahrerlagers. «Er ist der Fahrertyp, der auf dem Weg in die Startaufstellung seinen eigenen Schirm hält, wenn es regnet», heißt es auf der Formel-1-Seite über ihn.

Hülkenberg: «Ich tue, was ich mag»

Selbst in die Hand nahm er auch die Sache bei Haas, als er nach drei Jahren mit wenigen Aushilfseinsätzen seine Rückkehr in ein Stamm-Cockpit forcierte. «Ich habe Druck gemacht. Es war meine einzige Chance, mein Strohhalm», erzählte Hülkenberg jüngst in einem Formel-1-Podcast. Immer wieder habe er Haas-Teamchef Günther Steiner «Informationen und Präsentationen» geschickt, bis der Südtiroler Mick Schumacher nach zwei Jahren fortschickte und Hülkenberg den Job gab. 

«Er war sofort wieder da», lobte Steiner seinen Neuzugang und sagte über dessen Verpflichtung: «Gott sei Dank haben wir das gemacht.» Sportlich aber erleben Haas und Hülkenberg ein hartes Jahr. Zwölf Pünktchen hat das Team in 18 Grand Prix gesammelt, neun davon holte der Deutsche. Nur Alpha Tauri hat am Tabellenende noch zwei Zähler weniger. 

Auch die neuen Bauteile, die Haas zuletzt in Austin nach langer Entwicklungszeit endlich ans Auto montierte, brachten noch nicht den erhofften Schub. Hülkenberg aber will nicht jammern, dazu schätzt er zu sehr, überhaupt wieder im großen Zirkus Formel 1 dabei sein zu dürfen. «Es macht mich glücklich, ich tue, was ich mag. Ich genieße es mehr als zuvor», beteuerte Hülkenberg vor seiner Jubiläumsfahrt.

Christian Hollmann, dpa