Infektionen, Ausfälle, Sorgen: Der Sport im Omikron-Griff 

Die Omikron-Welle hat den Sport voll erwischt. Zwar führt Omikron zumeist zu milden Verläufen bei den Betroffenen, die rasante Ausbreitung der neuen und hoch infektiösen Coronavirus-Variante stellt Vereine, Verbände und Veranstalter aber vor die möglicherweise größten Herausforderungen in fast zwei Jahren Pandemie.

Egal, ob Fußball, Basketball, Handball, Eishockey; egal, welche Liga oder welches Turnier – alle sind betroffen. 

Fast täglich melden Clubs Infektionen bei Spielern, Trainern und Betreuern. Spiele müssen abgesagt werden, weil Mannschaften nicht mehr genug einsatzfähige Akteure haben. Zuschauer sind kaum oder gar nicht mehr erlaubt, die wirtschaftlichen Folgen noch nicht absehbar. Dazu kommt die Sorge einiger Vereine aus der Fußball-Bundesliga um ihre Spieler, die sie für den Afrika Cup freistellen müssen. Die Handball-Bundesligisten machen sich Gedanken um ihre Spieler bei der bevorstehenden EM.

FC Bayern sucht Gespräch mit DFL

Wegen seines personellen Notstandes durch neun Corona-Fälle suchte der deutsche Meister FC Bayern München bereits das Gespräch mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) über eine Verlegung des Heimspiels gegen Borussia Mönchengladbach am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN). Das bestätigte Sportvorstand Hasan Salihamidzic der Deutschen Presse-Agentur.

Die Chancen auf eine Verschiebung sind wegen der Spielordnung gering. «Es sieht so aus, dass wir spielen, und dann werden wir auch in das Spiel gehen, um es zu gewinnen», sagte Salihamidzic. Zwei Tage vor dem Rückrundenstart gegen Mönchengladbach war Bayerns Trainingsgruppe von Trainer Julian Nagelsmann mit zehn Feldspielern und den Torhütern Sven Ulreich und Christian Früchtl sowie Johannes Schenk aus der U19 übersichtlich. Am Nachmittag meldete der Verein dann, dass auch Abwehrspieler Alphonso Davies positiv ist.

Insgesamt sind seit dem Ende der kurzen Weihnachtspause bei fast 50 Bundesliga-Profis Infektionen festgestellt worden. Dass gerade in der Fußball-Bundesliga die Zahl so hoch ist, kommt für die Expertin Barbara Gärtner nicht überraschend.

«Fußball total unter einer Lupe»

«Ehrlicherweise ist der Fußball total unter einer Lupe, weil alle getestet werden, wo wirklich jede Infektion aufgedeckt wird. Das ist ja in der Allgemeinbevölkerung nicht der Fall», sagte die Leiterin des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (IMMH) des Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg und Mitglied in der Taskforce der DFL in einem Interview mir dem NDR.

Gärtner erwartet weiter eine hohe Zahl an Omikron-Infektionen. Als ein Problem schätzt sie aber die Quarantäne-Regelung ein. «Mit dieser Regelung ist zu erwarten, dass es zu Spielausfällen kommt.» Sobald aber anerkannt ist, dass die Booster-Impfung einen Schutz vor Omikron bietet, könnten die Quarantänen verkürzt und damit Spielausfälle vermieden werden, sagte sie.

Bisher gilt, dass nach Omikron-Infektionen auch alle Kontaktpersonen – geimpfte wie ungeimpfte – sich für 14 Tage isolieren. Bei den  Beratungen des Bundes mit den Chefinnen und Chefs der Länder am Freitag wird es um eine mögliche Verkürzung der Isolierung gehen.

Die Handball-Bundesligisten müssen sich derzeit keine Gedanken über Spielausfälle machen. Sie sorgen sich eher um ihre Spieler bei der EM in Ungarn und der Slowakei. «Wichtig ist, dass alle Spieler wieder gesund zurückkommen. Das ist bedeutsamer als die Vergabe des Titels», sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Deutschen Presse-Agentur. Die EM-Veranstalter würden professionell mit dem Thema umgehen. Dennoch sieht Bohmann ein «sehr großes Risiko».

Zuletzt hatte es im kroatischen Team mit Regisseur Domagoj Duvnjak vom Meister THW Kiel und in der dänischen Auswahl mit Torhüter Jannick Green vom SC Magdeburg prominente Corona-Fälle gegeben. Auch Schweden, Frankreich, Montenegro und Portugal sind betroffen.

Handball-Testspiele abgesagt

Die für Freitag und Sonntag geplanten Testspiele der Deutschen gegen Serbien waren wegen sechs Corona-Fällen beim Gegner abgesagt worden. Nun springen die Schweiz und Olympiasieger Frankreich als Sparringspartner ein. Die EM beginnt am 13. Januar. Alle Spieler müssen geimpft oder genesen sein.

Angespannt ist die Lage auch in der Deutschen Eishockey Liga. Am Mittwoch wurden weitere Spiele abgesagt. Davon betroffen sind die Partien der aktuell nicht spielfähigen Iserlohn Roosters und des EHC Red Bull München. Am Dienstag hatte Iserlohn mitgeteilt, dass im Umfeld 25 Fälle diagnostiziert worden seien. Auch bei den Münchnern sind aktuell wieder mehrere Spieler infiziert. Die Liga hofft, dass die aktuell geltenden Quarantäne-Zeiten für Kontaktpersonen von Infizierten reduziert werden.

Beim deutschen Basketball-Meister Alba Berlin sind ebenfalls mehrere Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wie der Hauptstadt-Club mitteilte, wurden die Infektionen nach Untersuchungen zum Wochenbeginn nachgewiesen worden. Wie viele und welche Akteure betroffen sind, wurde nicht bekanntgegeben.

Von Claas Hennig, dpa