Bronzegewinnerin Isabel Gose grüßte fröhlich ihren Vater und ihre Großeltern auf der Tribüne, Florian Wellbrock verschwand nach seiner nächsten großen Enttäuschung schnell in den Katakomben der riesigen Schwimmhalle von Doha.
Am Tag nach dem großen Gold-Triumph von Angelina Köhler über 100 Meter Schmetterling freute sich das deutsche Team bereits über die vierte Medaille im WM-Becken. Auf Platz drei über 400 Meter ließ Gose auch über 1500 Meter Freistil Bronze folgen. Deutschlands bester Schwimmer der vergangenen Jahre gibt dagegen Rätsel auf und ist von seiner angestrebten Olympialeistung weit entfernt.
«Ich bin einfach happy, dass ich jetzt nochmal auf dem Podest stehen darf», sagte Gose, die sich anders als ihr Magdeburger Teamkollege Wellbrock in starker Frühform präsentiert. «Es ist ja nicht nur Bronze. Es ist ja auch ein Olympiaticket und ein Riesenschritt nach vorne», sage sie zufrieden. Lukas Märtens, der wie Gose über 400 Meter Dritter geworden war, verpasste Edelmetall über 200 Meter Freistil als Vierter um sieben Hundertstelsekunden.
Emotionale Unterstützung für Gose
Gose freute sich besonders auch über die emotionale und lautstarke Unterstützung von den Rängen im Aspire Dome. «Mein Papa hat zu Weihnachten von meinen Großeltern und seinem besten Freund die Reise hierher geschenkt bekommen. Eigentlich können sich meine Eltern das nicht einfach so mal leisten», erklärte sie. «Es ist so schön, wenn man weiß, es ist ein Stückchen Heimat auf der Tribüne.»
Ohne Überfliegerin Katie Ledecky aus den USA, die auf die WM verzichtet, setzte sich die italienische Siegerin Simona Quadarella frühzeitig ab. Mit Li Bingjie lieferte sich Gose lange ein packendes Duell um Silber und Bronze. Die Medaille hatte Gose frühzeitig abgesichert. Noch im Becken gratulierte die 21-Jährige, die nach 15:57,55 anschlug, Quadarella mit einer Umarmung.
Wellbrock steckt in der Krise
Rund acht Stunden zuvor hatte Wellbrock einen weiteren Tiefschlag auf dem Weg zu den Sommerspielen in Paris verkraften müssen. Der 26-Jährige schied über 800 Meter Freistil wie schon im vergangenen Jahr im japanischen Fukuoka bereits im Vorlauf aus.
Der Ausnahmeschwimmer steckt in einer sportlichen Krise. In seinem dritten Rennen in Doha erlebte Wellbrock die dritte Enttäuschung. Schon im Freiwasser hatte der gebürtige Bremer als Titelverteidiger zweimal nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen können.
«Überraschend langsam», sagte Wellbrock zu seiner Zeit, die rund 8,5 Sekunden langsamer war als seine persönliche Bestzeit auf der Strecke. «Ich dachte, dass wir ein bisschen schneller unterwegs sind.» Wellbrock, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass er ausscheidet, ergänzte: «Ein Tickchen wäre vielleicht noch drin gewesen.»
Deutlich besser als für ihn lief es für Sven Schwarz. Der zweite deutsche Starter qualifizierte sich als Drittschnellster der Vorläufe in 7:46,95 Minuten für das Finale. Läuft alles optimal, ist für den 22-Jährigen am Mittwoch (17.02 Uhr/MEZ) eine Medaille drin. Ebenfalls im Endlauf steht Brustschwimmer Lucas Matzerath, der sich als Sechstschnellster der Halbfinals über 50 Meter durchsetzte.