Italiener Berrettini erster Herren-Finalist in Wimbledon

Matteo Berrettini eröffnet in Wimbledon einen denkwürdigen italienischen Sport-Sonntag in London. Bevor die Fußballer der Squadra Azzurra in Wembley Europameister werden wollen, kann Berrettini für den ersten italienischen Titel bei dem Rasen-Klassiker sorgen (15.00 Uhr/Sky).

Der 25-Jährige zog mit einem Vier-Satz-Sieg gegen den Polen Hubert Hurkacz in das Endspiel ein – weder bei den Damen noch bei den Herren gab es zuvor bei dem legendären Grand-Slam-Turnier ein Finale mit italienischer Beteiligung. Berrettini brauchte beim 6:3, 6:0, 6:7 (3:7), 6:4 gut zweieinhalb Stunden, um sein erstes Endspiel bei einem Grand-Slam-Turnier zu erreichen. Ein paar Fans sangen daraufhin scherzhaft die Fußball-Hymne «Football’s coming home».

Berrettini stolz und sprachlos

«Mir fehlen die Worte, ich werde ein paar Stunden brauchen, um das zu verarbeiten», sagte der stolz lächelnde Berrettini. «Ich habe ein großartiges Match gespielt. Davon habe ich nie geträumt, weil es zu viel war. Das ist der bisher beste Tennis-Tag in meinem Leben.»

Der 24-jährige Hurkacz verpasste es seinerseits, als erster Pole in das Herren-Finale einzuziehen, nachdem er zuvor die Hoffnungen des achtmaligen Champion Roger Federer beendet hatte. Den zweiten Finalisten ermittelten anschließend der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic aus Serbien und der Kanadier Denis Shapovalov.

Die Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty will an diesem Samstag (15.00 Uhr/Sky) für den ersten australischen Damen-Erfolg in Wimbledon seit 41 Jahren sorgen. Nach dem Halbfinal-Sieg über Angelique Kerber strebt die 25-Jährige gegen die Tschechin Karolina Pliskova ihren zweiten Grand-Slam-Titel nach dem Gewinn der French Open 2019 an. Für die 29-jährige Pliskova ist es das zweite Endspiel bei einem der vier bedeutendsten Turniere nach dem US-Open-Finale 2016, das sie damals gegen Kerber verlor.

Die 33-Jährige gönnt sich nach dem Ende ihrer Rasen-Saison nun zunächst ein paar freie Tage, wie es dann genau weitergeht, ließ Kerber offen. «Ich hoffe, dass sie das jetzt erstmal alles genießt und setzen lässt und stolz auf sich ist. Dann werden wir sehen, was das im Hinblick auf Olympia und die US Open bedeutet», sagte die deutsche Damentennis-Chefin Barbara Rittner dem TV-Sender Eurosport. In Tokio und in New York werde wieder auf Hartplatz gespielt, der Körper müsse sich umstellen. Dass die Olympischen Spiele ohne Zuschauer stattfinden, «das wird auch Angie sehr traurig machen», meinte Rittner. Kerber hatte in Wimbledon immer wieder betont, wie sehr sie die Unterstützung durch die Fans schätzt.

Hurkacz mit zu vielen Fehlern

Die 15.000 Zuschauer auf dem komplett gefüllten Centre Court sahen am Freitag zunächst ein einseitiges erstes Semifinale. Im Duell zweier 1,96 Meter langer Spieler konnte Hurkacz nicht an seine Glanzvorstellung gegen Federer anknüpfen. Der Weltranglisten-18. machte zu viele Fehler und konnte seine wenigen Möglichkeiten nicht nutzen. Nach kaum einer Stunde lag der fast nahezu perfekt spielende Berrettini mit 2:0-Sätzen vorn.

Danach kam Hurkacz besser in Schwung und vermied mit einem starken Tiebreak das schnelle Ende. Allerdings verlor er direkt danach sein Aufschlagspiel, diesen Vorsprung brachte der stark aufschlagende Berrettini ins Ziel.

Von Robert Semmler, dpa