Jamaikanerin Thompson-Herah rennt zu zweitem Sprint-Gold

Im Blitztempo hat Jamaikas neuer Sprint-Star Elaine Thompson-Herah die nächste olympische Goldmedaille erobert. Die 29-Jährige rannte drei Tage nach ihrem Sieg über 100 Meter auch über 200 Meter allen davon – und streckte im Ziel frech ihre Zunge raus.

Mit ihren 21,53 Sekunden brach sie auch den Landesrekord der großen Merlene Ottey, blieb aber über dem Uralt-Weltrekord von Florence Griffith-Joyner (21,34). «Es fühlt sich toll an, zwei Goldmedaillen zu gewinnen», sagte Thompson-Herah, die damit endgültig aus dem Schatten ihrer Teamrivalin Shelly-Ann Fraser-Pryce trat. «Ich hatte eine harte Woche, seit dem 100-Meter-Finale habe ich nicht geschlafen. Ich bin so, so happy.»

Die 34-Jährige Fraser-Pryce verpasste trotz eines starken Starts in 21,94 Sekunden als Vierte überraschend eine Medaille. Silber ging an Christine Mboma aus Namibia in 21,81 Sekunden – so schnell war noch nie eine 18-Jährige auf dieser Distanz. Bronze holte die Amerikanerin Gabrielle Thomas (21,87).

Immer näher an den Fabelzeiten Griffith-Joyners

Fraser-Pryce hatte zwischen dem 100-Meter-Finale, wo sie sichtlich enttäuscht über ihre Silbermedaille war, und dem 200-Meter-Rennen ihren Haarschopf von Gelb-Orange auf Grün-Pink umgefärbt. Als Glücksbringer taugte das nicht: Die Mutter eines vierjährigen Sohnes und neunmalige Weltmeisterin erlebte die nächste Enttäuschung. 2008 in Peking und 2012 hatte sie Gold auf der Kurz-Distanz gewonnen.

Die 21,34 Sekunden von Griffith-Joyner von den Sommerspielen 1988 in Seoul gelten eigentlich als Rekord für die Ewigkeit. Die Amerikanerin, die stets von Doping-Gerüchten umgeben war, starb 1998 im Alter von nur 38 Jahren. Thompson-Herah war über 100 Meter auf elf Hundertstel an den 33 Jahre alten Rekord von Griffith-Joyner (10,49 Sekunden 1988 in Indianapolis) herangekommen. Über 200 Meter wiederholte sie nun ihren Erfolg von Rio de Janeiro 2016. Sie kann mit Jamaikas 4 x 100-Meter-Staffel, die vor fünf Jahren Zweiter wurde, ihr viertes olympisches Gold erobern.

Shericka Jackson, die Jamaikas Dreifach-Erfolg über 100 Meter noch perfekt gemacht hatte, blamierte sich Halbfinale über 200 Meter, als sie ihr Rennen austrudeln ließ – und es am Ende nicht in den Endlauf schaffte. Die Berlinerin Lisa Marie Kwayie war ebenfalls im Halbfinale ausgeschieden und hatte über ihre übermächtigen Konkurrentinnen gesagt: «Sobald man auf der Bahn steht, lassen sie ihrer Magie freien Lauf. Das ist schon Wahnsinn!»

Von Ulrike John, Andreas Schirmer und Martin Moravec, dpa