Allen Sorgen im eigenen Volk und allen Warnungen von Experten zum Trotz erlauben Japans Olympia-Organisatoren bis zu 10.000 einheimische Zuschauer bei allen Wettkämpfen der Sommerspiele in Tokio.
Maximal darf aber nur die Hälfte der Plätze in den Arenen besetzt werden, wie die Gastgeber am Montag nach Beratungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee entschieden.
Keine ausländischen Besucher
Der Beschluss steht aber unter Vorbehalt. Sollte sich die Corona-Infektionslage bis zum 12. Juli verschlechtern und erneut ein Notstand ausgerufen werden müssen, könnten Zuschauer doch noch komplett ausgesperrt werden. Ausländischen Besuchern bleibt die Einreise zu den Sommerspielen verwehrt, wie die Organisatoren bereits im März entschieden hatten.
IOC-Präsident Thomas Bach hatte schon vor der Verkündung der Entscheidung von Japans Olympia-Machern versichert: «Das IOC wird Ihren Beschluss voll unterstützen.» Der 67-Jährige bekräftigte, die Tokio-Spiele würden «sicher und geschützt» ausgetragen, und verwies auf eine Impfquote von mehr als 80 Prozent bei den Beteiligten.
«Wenn die Situation wirklich schlecht ist, bleiben leere Stadien eine Option», versicherte Japans Organisationschefin Seiko Hashimoto. Zugleich zeigte sie sich jedoch zuversichtlich, dass die Spiele mit umfangreichen Maßnahmen zum Schutz gegen Corona zum Erfolg werden.
Kein Jubeln in den Arenen
Die Fans sind aufgefordert, sich ohne Umwege direkt zu den Arenen zu begeben, stets Masken zu tragen und nach Ende der Veranstaltungen wieder direkt abzureisen. Auf diese Weise sollen die Besucherströme begrenzt und das Risiko einer Ausbreitung des Virus reduziert werden. Auch dürfen die Zuschauer sich weder laut unterhalten noch jubeln. Für die Paralympics, die am 24. August beginnen, soll eine Entscheidung über Zuschauer am 16. Juli getroffen werden.
Japans wichtigster Corona-Regierungsberater, der Mediziner Shigeru Omi, hatte sich zuletzt erneut für Geisterspiele ohne Fans auf den Rängen ausgesprochen. Auch 40,3 Prozent der japanischen Bürger finden laut einer am Wochenende landesweit durchgeführten Kyodo-Umfrage, dass Olympia in Tokio ganz ohne Zuschauer abgehalten werden sollte. 86 Prozent befürchten einen Wiederanstieg der Corona-Infektionen. Es bleibt denn auch abzuwarten, ob es kurz vor Beginn der Spiele in Tokio doch noch zu dem von Japan erhofften Stimmungsumschwung kommt.
Wegen der andauernden Sorgen wurden die geplanten Public Viewings in Tokio gestrichen. Der Impfprozess lief in Japan äußerst langsam an und nimmt erst seit kurzem Fahrt auf. Bislang sind nach Angaben des japanischen Gesundheitsministeriums erst 7,2 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Mit rund 786.000 Infektionen und rund 14.500 Todesfällen in Folge von Covid-19 steht das rasant alterende Inselreich international gesehen noch gut da.
Corona-Notstand aufgehoben
Seit Montag befindet sich die Hauptstadt Tokio nicht mehr im Corona-Notstand. Der wegen seiner Corona-Politik stark kritisierte Regierungschef Yoshihide Suga entschied, ihn nach Monaten aufzuheben. Einige Restriktionen gelten aber vorläufig bis zum 11. Juli weiter.
Die für 2020 geplanten Sommerspiele waren wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden und sollen am 23. Juli eröffnet werden. Die Wettbewerbe werden in rund 40 Arenen in Tokio und anderen Präfekturen ausgetragen. Da teilweise bereits mehr Tickets verkauft wurden, als nun verfügbar sind, werden die Plätze verlost, wie Organisationschefin Hashimoto erklärte.
Olympia als «Symbol des Friedens»
Ihr Organisationskomitee hat rund 4,48 Millionen Eintrittskarten verkauft, weitere sollen nicht mehr angeboten werden. Die Zahl der Eintrittskarten werde voraussichtlich auf rund 2,72 Millionen reduziert werden, sagte OK-Geschäftsführer Toshiro Muto. An Erlösen würden wahrscheinlich weniger als die Hälfte der anfangs geplanten 90 Milliarden Yen (688 Millionen Euro) anfallen.
Olympia in Tokio sei ein «Symbol des Friedens», sagte Hashimoto. Die Welt stehe vor den gleichen Problemen, neben Corona sei das auch der Klimawandel. «Wenn wir erfolgreiche Spiele veranstalten, können wir zur Verbesserung der Situation beitragen», meinte Hashimoto.