Die deutschen Eisschnellläufer gehen ohne den ersehnten Medaillengewinn bei den Europameisterschaften in Heerenveen in die letzte Etappe vor den Olympischen Winterspielen.
Mit den Rängen sieben über 500 Meter und fünf über 1000 Meter zum Auftakt der Titelkämpfe sorgte insbesondere Sprinter Joel Dufter aber für Lichtblicke. Ausnahmeläuferin Claudia Pechstein war nach dem guten siebten Platz über 3000 Meter im Massenstart zum Abschluss des Championats ebenso chancenlos wie Michelle Uhrig und Felix Rijhnen im Männer-Rennen.
Damit wartet die Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) weiter auf die erste EM-Medaille auf einer Einzelstrecke seit 2018. «Es ist immer schmerzhaft, wir wollen immer Medaillen gewinnen. Wenn es nicht gelingt, ist man erstmal nicht zufrieden», sagte Bundestrainer Helge Jasch. Eine Medaille im Gepäck hätte noch mal etwas Rückenwind Richtung Peking gegeben.
Gastgeber dominiert
Neben Dufter («Er hat es sehr gut gemacht») lobte er auch die Olympia-Starter Pechstein und Rijhnen, der bei seiner EM-Premiere auf dem Eis Elfter über 5000 Meter geworden war. Rijhnen habe sich gut gezeigt und Pechstein über 3000 Meter in guter Form.
Dominierende Nation der EM waren die Gastgeber. Am Schlusstag gewannen Kjeld Nuis die 1500 Meter, Ireen Wüst, Antoinette de Jong und Irene Schouten im Team die Mannschaftsverfolgung sowie Jutta Leerdam über 1000 Meter und Schouten mit ihrem dritten Titel der Veranstaltung im Massenstart. Damit schraubten die Niederländer ihre Ausbeute auf elfmal Gold in 14 Entscheidungen.
Trotz des erneut medaillenlosen Auftritts blicken die deutschen Eisschnellläufer mit verhaltenen Hoffnungen den Winterspielen in Peking entgegen. «Das Minimum ist eine Medaille», sagte DESG-Sportdirektorin Nadine Seidenglanz. Dabei hat sie neben dem Langstrecken-Spezialisten Patrick Beckert (Erfurt), der die EM zugunsten der Olympia-Vorbereitung ausließ, die Massenstart-Rennen bei Männern und Frauen im Blick. «Im Massenlauf ist immer was möglich, der hat seine eigenen Gesetze», sagte sie.
Emele schafft es in die Top 10
Zuversichtlich sieht Dufter dem Saisonhöhepunkt entgegen. «Das war ein wichtiger Wettkampf mit Blick auf Olympia. Ich weiß, dass es geht, dass ich einen Schritt nach vorn gemacht habe. Es geht bergauf», sagte der Inzeller. Mit seinen 34,95 Sekunden über 500 Meter fehlten ihm knapp zwei Zehntelsekunden zu einem Podestplatz. «Ich bin nicht ganz unzufrieden. Es hat nicht viel gefehlt zum Podium», urteilte der 26-Jährige, «ich bin auf dem richtigen Weg, der Speed ist da.»
Erstmals in die Top 10 bei einer EM lief Stefan Emele. Der 25 Jahre alte deutsche Rekordhalter belegte über 1500 Meter in 1:46,57 Minuten den neunten Platz und haderte anschließend mit sich selbst. «Eine halbe Sekunde schneller wäre gegangen. Aber neunter Platz ist gut», sagte der Erfurter, der beim letzten Bahnwechsel mit seinem Kontrahenten kollidierte, sich dabei eine blutende Schnittwunde am Bein zuzog und neu Schwung holen musste. «Zum Glück nur den Muskel getroffen, nicht den Knochen. Es musste auch nicht genäht werden.»