Eingewickelt in ein Handtuch und sichtlich ratlos suchte Florian Wellbrock nach Erklärungen für sein nächstes misslungenes WM-Rennen. Mit Bundestrainer Bernd Berkhahn diskutierte der Freiwasser-Olympiasieger vor der großen Ergebnis-Leinwand im Hafen von Doha seinen enttäuschenden neunten Platz über fünf Kilometer.
«Es war besser als bei den zehn Kilometern, aber immer noch nicht gut – also nicht das, was wir uns für heute vorgenommen hatten», sagte der 26-Jährige. «Ich bin zum jetzigen Zeitpunkt nicht zufrieden», ergänzte er und das klang noch untertrieben. Zweimal war der Ausnahmeschwimmer in Katar als Titelverteidiger ins Meer gesprungen. Zweimal kam er schwer geschlagen wieder heraus.
Auch Beck ohne WM-Medaille im Freiwasser
Weil auch Teamkollege Oliver Klemet als Achter und rund zweieinhalb Stunden zuvor Leonie Beck (14.) sowie Jeannette Spiwoks (16.) kein Edelmetall gewannen, steht fest: Erstmals seit 2017 beenden die deutschen Freiwasserschwimmerinnen und Freiwasserschwimmer eine Weltmeisterschaft ohne Einzelmedaille. Damals war die Mannschaft des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) sogar komplett ohne Podestplatz geblieben. An diesem Donnerstag (8.30/MEZ) hat die Staffel die Chance, zumindest das diesmal noch zu verhindern.
Wellbrock, der bei der vergangenen WM mit Doppel-Gold von ihm und Beck noch von Deutschland als «Freiwassernation» gesprochen hatte, hat seine WM ohne Staffelstart geplant. «Das kalte Wasser und die welligen Bedingungen liegen mir nicht so gut wie den anderen», sagte er nach seinem zweiten WM-Auftritt. Dort sah es für ihn tatsächlich lange besser aus als bei seinem Totaleinbruch und Rang 29 zwei Tage zuvor über die doppelte Distanz.
Wellbrock legte in der ersten Runde bei weniger als 20 Grad Wassertemperatur ein enormes Tempo vor und entzerrte damit das Teilnehmerfeld. Auch danach hielt sich der gebürtige Bremer vor den Augen seiner angereisten Eltern in der Spitze auf, hatte das Geschehen lange scheinbar unter Kontrolle. Als die Besten in der Schlussphase des Rennens das Tempo erhöhten, konnte Wellbrock aber nichts mehr zusetzen. Mit seiner Zeit von 51:36,7 Minuten hatte er im Ziel 7,4 Sekunden Rückstand auf Sieger Logan Fontaine aus Frankreich.
Fokus auf Paris
Bei aller Enttäuschung ordnete Wellbrock den Wettkampf in Relation zum Saisonhöhepunkt im Sommer ein. «Es ist jetzt natürlich ein bisschen ärgerlich», sagte er. «Aber im Endeffekt ist es auch „nur“ eine Weltmeisterschaft im olympischen Jahr. Die Zielstellung steht insgesamt ein bisschen woanders. Deswegen müssen wir da jetzt einfach einen Haken dran machen und nach vorne gucken.»
Mit Blick auf die Sommerspiele sagte er: «In Paris in der Seine habe ich keine Wellen. Das ist schonmal ganz gut.» Auf die auch in der französischen Hauptstadt erwarteten kühlen Wassertemperaturen will er sich in den kommenden Monaten mit speziellem Training vorbereiten.
Zuvor hat Wellbrock aber auch in Doha noch viel vor. In der zweiten WM-Woche zählt er über 800 und 1500 Meter Freistil im Becken zu den Medaillenkandidaten. Trotz des verkorksten WM-Starts bleibt er diesbezüglich zuversichtlich. «Jetzt heißt es gut regenerieren, gesund bleiben und dann greifen wir im Becken an», sagte er.